Ein ganz gewöhnlicher Sonntag. So dachte ich. Etwas in Gedanken versunken saß ich im Gottesdienst und hörte der Predigt zu. Es ging um „meinen Nächsten“, bezogen auf die Bibelstelle des Gelähmten, welcher von seinen Freunden zu Jesus gebracht wird, obwohl doch die ganze Aktion für diesen Mann hoffnungslos erscheint (Markus 2:1-12).
Doch halt: Da waren ja noch seine Freunde, die den Weg bereiten, damit er Jesus begegnet, und ihn einfach mal vom Dach runterlassen. Situation – solved.
Was ich in diesem Moment nicht fokussierte: Diese Begegnung erforderte, eigene Grenzen zu überwinden. Verschwitzt, sicherlich am Ende aller Kräfte, aber vor allem – und dies ließ mich bei den Worten des Predigers aufhorchen – voll blutiger Hände. Exakt so sahen die Freunde damals aus. Ein Dach abzudecken, hinterlässt nun mal Spuren.
Kann ich mehr geben, als symbolisch gesehen Blut in Kauf zu nehmen, damit „mein Nächster“ Jesus begegnet?!
Blut bedeutet Schmerz. Dieser Schmerz, der mich an die eigenen Grenzen bringt, beinah‘ zerstört. Innerlich. Weil ich nicht mit Gewissheit weiß, wie es mit dem Menschen, für den ich gerade alles gebe, weitergeht. Eine Situation, in der man so schnell aufgeben möchte. Jesus wirklich zu begegnen, bleibt auch eine Entscheidung. Der Andere muss sich tragen lassen. Wie hier der Gelähmte. Die Hoffnung, dass er es tut, bleibt aber meine.
Die Gedanken schweifen ab. Zu den Menschen, für die ich bereits seit einigen Jahren bete. Für die ich hoffe. Für die ich alles gab. Dachte ich immer.
Dabei fällt der Blick auf meine Hände. Sehen normal aus. Im Gegensatz jedoch zu meinem Herzen. Hier bewegt sich etwas, dort sind Spuren. Das Herz will alles geben für „meine Leute“.
Lass vermeintliche Grenzen hinter dir, dazu will ich dich ermutigen. Wie soll Gott denn Entscheidungen segnen, die du nie getroffen hast?! An denen du nicht drangeblieben wärst, weil blutige Hände eine Folge hätten sein können. So, wie weiterer Schmerz.
Ich denke, es ist Zeit, Entscheidungen zu treffen. Für den Anderen. Für blutige Hände. Für scheinbar hoffnungslose Situationen. Vielleicht besonders in diesen Tagen der Vorweihnachtszeit.
Denn ich will, dass „meine Leute“ Jesus begegnen. Die Hoffnung bleibt, etwas sehen zu dürfen.
Mich dabei nicht auf das Blut und den Schmerz zu fokussieren, sondern auf den Wert des Anderen. Das lässt mich umdenken.
Weißt du was? Meine Hände dürfen normal aussehen, da ich weiß, dass es ebenso auf meine Herzenseinstellung ankommt. Und der Schmerz verblasst. Solch ein Freund möchte ich sein. Und das macht mich dankbar.
Merry Christmas!
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