Nein. Ich werde nicht explizit auf die allzu gut bekannte Bibelstelle aus Matthäus 14:22 ff. eingehen. Und doch geht es mir um ein Prinzip, welches Petrus in dieser Situation auf dem Wasser zeigt. Sich ins Ungewisse wagen, um Jesus näherzukommen. Entscheidungen treffen, bei denen ich selbst nicht weiß, wie es weitergehen wird. Eben zu wagen, auf dem Wasser zu gehen und dabei zu merken, diese Situation spiegelt nicht den Gott wider, an den ich glauben will. Ich fühle mich hilflos, unverstanden und nicht getragen.
Da habe ich nun doch den ersten Schritt aufs Wasser geschafft, merke mit der Zeit jedoch, dass ich mich nicht über Wasser halten kann. Ich verliere aus den Augen, warum ich losgegangen bin und welches Ziel ich damit verfolgte. Ich möchte glauben, dass Gott mich trägt, aber die Umstände schreien mir das Gegenteil zu. Aber weißt du, es ist sogar gut, zu zeigen, dass du in solchen Situationen schwach und hilflos bist.
Ermutigend finde ich, dass auch Abraham mit der Zeit seine Schwächen zeigte. Statt an der Verheißung Gottes weiter vollkommen festzuhalten, schlief er mit der Sklavin von Sara. Auch diese Entscheidung setzte weitere, bleibende Ereignisse in Gang. Das bedeutet aber nicht, dass Gott seine Zusage an Abraham abschwächt, sondern diese mit und durch Isaak erfüllt wurde. Ich denke, viel zu oft machen wir uns das Leben selbst zu schwer, indem wir solch einen Fokus auf einzelne Entscheidungen legen und somit völlig vergessen, weiterzugehen. Gott schaut mehr darauf, dass du Dinge ausprobierst und aus möglichen Fehlern lernst, als gar nicht erst loszugehen und dich somit nicht weiterentwickeln zu können. Er kann deine Krise immer noch zum Guten wenden.
Oft merke ich, dass Gott mir stärker an den Orten begegnet, wo ich niemals hinwollte. Doch ich stehe genau dort, eben weil das Leben ein Ablauf von Entscheidungen ist. Im Entscheidungsverlauf fühlt es sich oft so an, als würde alles um mich herum zusammenfallen. Schwierige Zeiten beginnen und ich will nur noch, dass es endet. Ich beschwere mich und rufe zu Gott, aber nichts verändert sich.
So, wie Habakuk klagt, wie lange er noch schreien solle, ohne dass Gott ihn höre (vgl. Habakuk 1:2).
Wie gut kenne ich diese Momente. Aber ich bin ehrlich mit dir. Leider kann ich dir keinen Antwortenkatalog geben, wie du es sicher durch Zeiten schaffst, die nicht glanzvoll laufen und dir alle Kraft rauben. Auch kann ich dir nicht sagen, wann der Umschwung beginnt. Aber so, wie Gott mehrmals Habakuk auf sein Flehen antwortet und dieser zum Ende bekennt, dass er sich trotzdem über seinen Gott freuen will (vgl. Habakuk 3:18ff), so sollte uns dies ein Vorbild sein.
Genau jetzt, da ich diese Zeilen schreibe und viele schwierige Herausforderungen vor mir liegen, bekenne ich einmal mehr: Gott trägt. Vor allem übers Wasser. Selbst, wenn es sich oft nicht so anfühlt. Da ist wieder dieser Ort, wo ich nie hinwollte. Aber Gott begegnet mir nochmal ganz neu.
Solltest du nur eines aus diesen Überlegungen mitnehmen, dann denk bitte an dieses kleine Wort – trotzdem. Trotzdem werde ich Gott anbeten; trotzdem werde ich nicht aufhören, voranzugehen, selbst, wenn ich falsch abgebogen bin. Trotzdem und gerade deswegen werde ich andere ermutigen und ihnen ein Zeugnis sein, dass Gott über solchen Krisen steht.
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