Welche Person in der Bibel wurde aufgrund ihrer Fähigkeiten von Gott berufen?
Oder mit anderen Worten: Wann hat Gott in der Bibel eine Person berufen, die die natürlichen Fähigkeiten besaß, das zu tun, was sie tun sollte?
Diese Fragen beschäftigen mich zur Zeit unfassbar heftig.
Vielmehr noch: Die Tatsache, dass mir fast keine Person aus der Bibel in den Kopf kommt, die aufgrund ihrer Fähigkeiten berufen wurde, krempelt mein Denken förmlich um.
Die großen Leiter der Bibel waren meist schwach, disqualifiziert oder ganz einfach ungeeignet für den Job, den Gott für sie hatte. Das ist echt verrückt!
Lange Zeit war es immer mein Ziel gewesen, einer der Besten in meinem Bereich zu werden. Ob im Predigen, Schreiben oder Führen. Ich wollte Exzellenz erreichen, das Maximum aus meinen Talenten herausholen und ein guter Verwalter meiner Talente sein.
Klingt doch eigentlich ganz zeitgemäß, oder?
Doch bedeutet zeitgemäß auch gleichzeitig wahrheitsgemäß?
Jean Cocteau hat einmal gesagt: „Man darf die Mehrheit nicht mit der Wahrheit verwechseln.“
Also lass uns noch ein bisschen tiefer in die Thematik einsteigen.
Ist das Streben nach Selbstverwirklichung und Erfolg durch die Bibel oder unseren Zeitgeist inspiriert? Wie werde ich die beste Version von mir selbst. Darum geht’s. Jeder möchte erfolgreich und bedeutsam sein. Doch woher kommt dieser Wunsch? Wo finde ich dieses konkrete Streben in Jesu Leben?
Was steht am Ende deiner Leistung? Wenn deine Leistung im Mittelpunkt steht, dann machst du dich unabhängig von Gott. Seine Kraft wird zum i-Punkt, nicht aber zum Zentrum. Die Gesellschaft sagt dir: Du bist, was du tust. Doch was sagt Gott in seinem Wort?
Noch einmal: Durch Gottes Gnade seid ihr gerettet, und zwar aufgrund des Glaubens. Ihr verdankt eure Rettung also nicht euch selbst; nein, sie ist Gottes Geschenk. Sie gründet sich nicht auf menschliche Leistungen, sodass niemand ´vor Gott` mit irgendetwas großtun kann.
(Epheser 2:8-9 NGÜ)
Er sagt genau das Gegenteil. Es geht im Kern nicht um deine Leistung. Es geht um seine Gnade.
Beruft Gott dich aufgrund deiner Fähigkeiten? Ich würde sagen: Nein.
Wie komme ich dazu? Gott beruft dich nicht, damit du dich selbst verwirklichen kannst. Ich glaube, er beruft dich, um seinen Plan voranzubringen.
Das bedeutet im Umkehrschluss, dass nicht deine Fähigkeiten entscheidend sind, sondern vielmehr deine Abhängigkeit und Bedürftigkeit in Hinblick auf ihn.
Warum beruft Gott nun meist das Schwache? Vielleicht gerade deshalb. Weil er sich in den schwachen Personen verherrlichen kann. Gerade, wenn die natürlichen Bedingungen ungünstig sind, wird seine Kraft wirksam.
Krass daran ist, dass dieses Denken völlig im Kontrast zum Denken unserer Gesellschaft steht. Wir erwählen die Leistung. Gott erwählt das Schwache.
Wo du schwach bist, dort kann er stark sein.
Oh man. Wie oft bin ich ein Sklave dieser Sehnsucht geworden!? Dieser Sehnsucht, sich durch die eigene Leistung zu qualifizieren, Exzellenz zu erreichen und einer der Besten zu werden. Doch mein Herz blieb leer.
Im Gegenzug darf ich heute immer mehr verstehen, dass meine Schwachheit eine Plattform für Gottes Herrlichkeit ist. Es sind nicht meine Fähigkeiten, die mich qualifizieren. Es ist seine Gnade, die mich ruft.
Werde ich aufhören, meine Talente zu entwickeln? Nein, niemals. Ich werde mich weiterhin bemühen, meine Fähigkeiten zu verbessern und sie effektiv für Gottes Sache einzubringen. Doch ich werde aufhören, dieses Streben nach Exzellenz und Stärke in den Mittelpunkt meines Leben zu stellen.
Dieses Umdenken ist zu einem echten Schatz meiner Berufung geworden.
Gott beruft mich nicht in erster Linie, weil ich etwas sehr gut mache. Er beruft mich, weil ich verstanden habe, dass ich ihn brauche. Meine Abhängigkeit von ihm ist die Plattform für seine Ehre.
2 Comments
Judith
Was für eine krasse und doch eigentlich so einfache Nachricht. Den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich möchte das diese Erkenntnis jeden Tag mein Denken und Handeln bestimmt. Und ich wünsche mir so sehr für uns alle, dass wir diese Erkenntnis bekommen. Danke
Thaddäus Schindler
WOW! Danke für dein starken Kommentar! 🙂