Sie hatte die Entscheidung getroffen, den Mann zu heiraten, den Gott ihr gegeben hatte. Nun war er gestorben.
Und sie blieb zurück – mit ihrer Schwiegermutter und der Witwe ihres ebenfalls verstorbenen Schwagers.
Nicht nur das war ein einschneidender Schnitt in ihrer Lebensplanung. Die Schwiegermutter entschied mit ihr und der anderen Schwiegertochter, zurück ins Heimatland zu gehen.
In dieser Lage befindet sie sich: Rut. Eine Frau, der in der Bibel ein ganzes Buch gewidmet wurde. Sie ist mit der Trauer um ihren verstorbenen Mann und um ihr altes Leben konfrontiert. Und steht vor der Herausforderung, in ein ihr unbekanntes Land zu ziehen. Ihre Versorgung ist ihr ohne Mann in der damaligen Zeit nicht mehr zugesichert. Sie muss damit rechnen, zu verarmen oder ausgebeutet zu werden.
„Jetzt ist alles anders.“
Ich gebe zu, diese Situation ist sehr dramatisch. Und meine Lage ist es gerade nicht in diesem Ausmaß, aber Ruts Geschichte zeigt ein Muster: Gott beruft und stellt sich zu uns – aber kann dann auch Berufung verändern!
Rut war berufen, mit ihrem ersten Mann zu leben, nun ist sie berufen, ihre Schwiegermutter zu unterstützen.
Rut war berufen, in Moab zu wohnen, nun ruft Gott ihre Familie und sie nach Juda.
Ich bin ein ziemlich stetiger Mensch. Ich freue mich über Sicherheit und Gewohnheit. Das ist meine Komfortzone. Ich brauche nicht jeden Tag ein neues Abenteuer oder eine neue Herausforderung. Ich würde sogar so weit gehen, dass ich mich vermutlich auch darüber freue, wenn Gott mir eine Aufgabe oder einen Arbeitsplatz im Leben zeigt und ich dann dort bis zum Ende meiner Tage wirken dürfte.
Was ist also meine natürliche Reaktion? Ich mag es gar nicht, wenn Gott mir zunächst klar eine Richtung zeigt, ich sie gehe, er sie segnet – und er dann einen neuen Ruf an mich sendet.
Und doch ist es so. Berufung verändert sich. Vielleicht nicht bei jedem, aber doch bei vielen.
Das kann ich nicht ändern. Und wenn ich wirklich ernsthaft darüber nachdenke, will ich das auch gar nicht. Denn ich persönlich möchte dort sein, wo Gott mich haben möchte. Nur so lange will ich in meiner Komfortzone bleiben, solange Gott mich da auch haben will.
Bemerkenswert ist die Reaktion von Rut. Sie spricht zu ihrer Schwiegermutter Noomi, ihrer personifizierten neuen Berufung:
„Wo du hingehst, da will auch ich hingehen. Wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott.“
(Rut 1:16)
Sie vertraut dem Gott ihrer Familie, dem einzig wahren Gott, weiterhin. Ihre Schwiegermutter Noomi hat den Ruf Gottes zurück in ihr Heimatland Juda vernommen. Noomi vertraut. Und Rut vertraut.
Inwiefern stellt sich Gott zu Rut in ihrer neuen Berufung?
Rut wird in Juda versorgt. Zuerst bekommt sie Arbeit. Dort lernt sie ihren neuen Mann kennen. Sie wird zum ersten Mal Mutter. Sie bekommt einen Sohn. Ihr Urenkel wird König David. Ein paar Generationen später folgt niemand Geringeres als Jesus Christus in ihrem Stammbaum.
Ihre Treue führt sie in die Versorgung Gottes und in ihre neue Berufung: Eine Vorfahrin Jesu zu sein. Was für ein Privileg!
Wenn du merkst, wie Dinge passieren, auf die du keinen Einfluss hast. Wenn Gott Türen schließt, die sonst für dich weit offenstanden, und du die Welt nicht mehr verstehst. Dann möchte ich dir sagen, dass das nicht das Ende ist. Dass du nicht die einzige Person bist, die das erlebt. Dass es nicht auf einem Fehler von dir beruhen muss, dass Gott deine Berufung ändert. Und dass du in all dem Chaos berechtigte Hoffnung haben darfst.
Alles, was Gott dich fragt, ist: Vertraust du mir?
„Solange dein Herz noch schlägt, hat Gott noch eine Berufung für dich.“ (David Hughes)
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