,,Eine Person des öffentlichen Lebens, die häufig für die Öffentlichkeit verfügbar sein muss, muss lernen, sich zu verbergen. Wenn sie immer zur Verfügung steht, ist ihre Gegenwart nichts mehr wert. Einmal schrieb ich ein Kapitel im Hauptbahnhof von Cincinnati und versteckte mich auf diese Weise, weil niemand wusste, wer der Mann mit dem Manuskript war. So kam für fünf wundervolle Stunden bis zur Abfahrt des nächsten Zuges nach Richmond niemand auf mich zu. Wir müssen die Zeit, die uns gegeben ist, nutzen, denn es gibt nie genug davon.“
Ein Auszug aus der Biografie von Elton Trueblood. Seine Aussage zum Ende hin betrachte ich als einen entscheidenden Aspekt, wenn ich mit dir diese Woche einmal mehr über Produktivität im Alltag sprechen möchte. Klar, natürlich ist nicht jeder von uns durchweg eine Person des öffentlichen Lebens, und doch sind wir durch soziale Medien, (christliche) Events und sogar durch einen gewissen Berufsweg gefühlt ständig greifbar und öffentlich anzuschauen.
In einem früheren Beitrag habe ich mit dir meine Gedanken dazu geteilt, wie wichtig es ist, Nein sagen zu können, um so einmal mehr Ja zu sich und den wichtigsten Aufgaben am Tag sagen zu können . Wenn wir nun gemeinsam noch einen Schritt weiter in Richtung Praxis gehen, steht dieser obige Satz für mich unverkennbar im Zentrum. Denn habe ich zuvor nicht verstanden, dass Zeit ein wertvolles Gut ist, welches mir gegeben ist und genutzt werden will, so werde ich am Ende des Tages auch niemals wahrhaftig produktiv herausgehen. Ich denke, dass vor allen möglichen Regeln und Tipps, welche mir gegeben werden können oder welche ich mir anlese, immer noch das eigene Verständnis zuerst geschärft werden muss.
Hierzu ein konkretes Beispiel. Sicherlich ist es hilfreich, wenn mir jemand einige seiner Vorgehensweisen erklärt und mir z. B. einen groben Ablauf gibt, wie ich meinen Tag oder meine Woche strukturieren kann. Wenn ich selbst allerdings immer noch nicht verstanden habe, wie wertvoll Zeit an sich für mich ist, werden mir weder Apps, Tabellen oder sonstige Erinnerungen helfen, durchweg strukturiert an meine Tagesabläufe zu gehen. Denn dann verliere ich mich selbst auf einmal erneut in einer nicht so ganz wichtig erscheinenden Tätigkeit, und das Empfinden macht sich breit, dass dies sicherlich auch mal sein darf und ich meinen gesamten Apps gerne auch morgen wieder Bedeutung schenken kann.
Es geht also nicht um die Werkzeuge und den Weg dorthin, sondern in diesem Fall tatsächlich um das Ergebnis: mehr Zeit für mich und meine Prioritäten.
Ein ganz wichtiger Einwand an dieser Stelle: Natürlich sind Pausen und Erholungszeiten wichtig und vor allem unabdingbar. Allerdings habe ich selbst gelernt, dass ich diese Auszeiten brauche und plane meine weiteren Tätigkeiten dementsprechend anders ein.
Gerne gebe ich dir nun noch ein paar praktische Gedanken zu diesem Thema mit.
Ich denke, dass Reflexion jederzeit eine hilfreiche Art und Weise ist. Sobald ich merke, dass ich zeitlich nur noch allen Dingen im Alltag hinterherlaufe, sollte ich wirklich einmal innehalten und schauen – ja, vielleicht auch verschriftlichen –, wie mein Alltag aussieht. Wo kann ich Zeit einsparen und wo muss ich mir selbst mehr Zeit zur Verfügung stellen. Wo bin ich machtlos, z. B. im Stau oder bei einem Zugausfall, und ärgere ich mich dann im nächsten Schritt darüber oder nutze ich diese Zeit, um z. B. eine liebe Nachricht an eine/n gute/n Freund/in zu schreiben, den/die ich länger nicht mehr gesehen habe?
Zudem ist, wie angesprochen, mein eigenes Zeitverständnis von Bedeutung. Nehme ich Zeit als unendlich und stets gegeben hin, wird es mir schwer fallen, Zeit an sich auch mal aus dem Blickwinkel des Besonderen zu sehen. Etwas, was ich nicht nur verplempere, sondern das ich dankend annehme und investiere. Ganz praktisch: Tatort am Sonntag ist ein schönes Familienritual und wird dich sicher nicht von der nötigen Auszeit am Wochenende abhalten, und es schafft dabei noch Gemeinschaft.
Darum mein Vorschlag an dich für diese Woche. Mach dir einen schönen Kaffee oder Tee und überlege mal, wie du bisher mit deiner Zeit umgegangen bist. Bist du „Herr über deine Zeit“ oder jagst du ihr ständig notdürftig hinterher? Lass dich nicht von ihr beherrschen.
Falls du eher der Listen- und App-Mensch bist, fang schon mal an, einen groben Aufriss über deine kommenden Wochen zu machen. Bist du eher spontan, kannst du dir ja bereits eine Person aussuchen, mit der du diese Woche etwas angehen möchtest. Sei ermutigt und finde deine Zeit.
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