Ich bin ehrlich mit dir, es gab eine Phase in meiner Jugendzeit, die nicht ganz einfach war. In dieser Phase bekam das Thema „Freundschaft“ eine ganz neue Bedeutung für mich.
Jungs, von denen ich dachte, sie seien meine Freunde, waren es plötzlich doch nicht oder nicht mehr. Und das führte dazu, dass ich mir eines ganz besonders gewünscht hatte – einen echten und guten Freund. Tatsächlich fand ich den dann in Jesus und meine Geschichte mit Ihm begann dann so richtig, aber darauf möchte ich heute nicht eingehen.
Kennst du noch diese Fabelgeschichten aus der Grundschule? Eine dieser Lektionen ist bis heute bei mir hängengeblieben: „Was du nicht willst, dass man dir tu‘, das füg auch keinem andern zu.“
Auch bekannt bzw. abgeleitet von der Goldenen Regel, die wir in der Bibel finden
(Matthäus 7:12).
Diese Regel wurde für mich in meiner damaligen Wirklichkeit dann anschaulich.
Und so möchte ich dir heute eine übergeordnete Frage stellen, die ich mir damals auch stellen musste:
Verhältst du dich deinen Freunden gegenüber so, wie du es von deinen Freunden erwartest?
Was das bedeuten kann:
- Du erwartest Interesse von deinen Freunden?
Zeigst du selbst denn auch Interesse? - Du erwartest von deinen Freunden Verfügbarkeit?
Okay, bist du denn selbst so für deine Freunde da, wie du es von ihnen erwartest? - Du wünschst dir, dass deine Freunde in allen Situationen zu dir stehen?
Tust du das denn auch? - Du wünschst dir, dass deine Freunde ehrlich mit dir sind, auch wenn es hart ist?
Okay, aber bist du es auch?
Ich hatte nicht nur gelernt, sondern intensiv erfahren, was es bedeutet, ein guter Freund zu sein. Und mir wurde klar, dass ich selbst ein guter Freund sein müsste, bevor ich das von meinen Kumpels erwarten darf.
Ich arbeite bis heute daran und bin es sicherlich oft genug immer noch nicht. Tatsächlich geht es aber auch nicht nur darum, dass du der allertollste Freund dieser Welt wirst, sondern es geht auch darum, die eigene Perspektive zu verändern. Wenn du selbst darauf achtest – und zwar radikal ehrlich –, wie gut du als Freund bist, dann wirst du merken, dass du nie der perfekte Freund sein wirst. Wenn das dein Ziel ist, wirst du gnadenlos versagen. Das habe ich auch gemerkt.
Zugleich macht uns diese Erkenntnis demütig und gnädig. Unsere Sicht auf unsere Freundschaften verändert sich und wir fangen an, zu vergeben, weil wir plötzlich verstehen. Wir gehen plötzlich doch den ersten Schritt, obwohl wir vorher stur darauf gepocht hatten, dass sich der Andere zuerst melden muss.
Deine Freundschaften hier auf Erden werden niemals perfekt sein. Daher wünsche ich dir liebevolle Nachsicht in deinen Freundschaften und ermutige dich, verstehen zu wollen und vergeben zu können. Natürlich ist das in manchen Situationen auch mal schwieriger und zeitintensiver, unterm Strich aber ist es unumgänglich, wenn du eine gute Freundschaft erreichen möchtest.
Ach ja, was du von deinen Freundschaften erwarten darfst? Niemals mehr als das, was du selbst gibst.
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