Schreibst du gerne Tagebuch? Ich habe es häufig probiert und bin schon nach wenigen Tagen an meiner mangelnden Disziplin gescheitert. Zugegeben: Social Media übernimmt das tägliche Festhalten von Erlebnissen für mich. Ein Klick – und die Erinnerung ist gespeichert. Dieses Tool nutze ich auch sehr gerne, um die Highlights meines Lebens festzuhalten und so immer wieder Zugriff auf sie zu haben.
Aber was ist mit den Lowlights? Was ist mit den inneren Kämpfen, erlebten Wundern, ersehnten Träumen? Nicht immer ist es sinnvoll, sie alle mit seinen ganzen Followern zu teilen. Aber sind nicht genau diese ehrlichen Gefühle es manchmal sogar mehr wert, festgehalten zu werden?
Denn diese schreiben die authentische Geschichte meines Jahres. Sie zeigen meist viel intensiver, wie Gott in meinem Leben gewirkt hat.
Die Highlights und eben auch die Lowlights – sie finden Platz in meinem persönlichen Jahresrückblick. Es ist eine gute Tradition für mich geworden, solch eine Rückschau für mich zu schreiben. 2015, 2016, 2017, 2018 – dank der formulierten Worte kann ich auch heute noch nachvollziehen, was ich in diesen Jahren erlebt habe. Und ehrlich gesagt erkenne ich einen klaren roten Faden, wie Gott die Story meines Lebens nach und nach schreibt.
Es geht nicht darum, sich in Nostalgie zu verlieren, sondern vielmehr ziehe ich einen Großteil meiner Dankbarkeit und meines Gottvertrauens daraus, immer mal wieder bewusst darauf zu blicken, was gewesen ist. Man könnte das als „zukunftsorientierten Rückblick“ bezeichnen, denn diese Rückschau motiviert mich, weiterzugehen. Wenn ich in traurigen Momenten heute nach weiteren Jahren in diesen Rückblicken lese, erinnern sie mich daran, dass ich schon mal an einem ähnlichen Punkt gewesen bin und dass nach manchmal kaum erträglichen Wartezeiten doch noch Gutes erwachsen ist. Vor allem aber merke ich immer wieder: Ich würde die Hälfte von dem, was ich da eigentlich alles mit Gott erlebt habe, vergessen.
Natürlich habe ich am Ende des Jahres nicht die Zeit, alle Tage der vergangenen 12 Monate schriftlich festzuhalten. Darum geht es auch nicht. Es geht darum, die prägendsten Erlebnisse aufzuschreiben. Hier drei Anregungen, die dir dafür eine gute Struktur bieten können:
- Stell dir die Frage: „Welche Sätze haben in diesem Jahr Veränderung für mein Leben gebracht?“ Es geht dabei um sowohl positive wie auch negative Sätze, die du zugesprochen bekommen hast (z. B.: „Sie haben die Prüfung bestanden!“ oder „Leider haben Sie die Prüfung nicht bestanden …“). Du schreibst zunächst den Satz als kleine Überschrift auf, und dann alle Erinnerungen, die dir dazu einfallen.
- Schreibe in chronologischer Reihenfolge, beschränke dich aber pro Monat auf maximal drei Erlebnisse, auf die du näher eingehen möchtest. So verlierst du nicht den Fokus auf das, was dein Jahr wirklich geprägt hat. Die Freude und Motivation, einen Jahresrückblick zu schreiben, gehen schnell verloren, wenn man bemerkt, dass man sich in Kleinigkeiten verliert.
- Welche Lieder haben dich mit ihren Songtexten in bestimmten Situationen besonders angesprochen? Füge die Songtexte in deinen Jahresrückblick ein und schreibe dann jeweils die Erlebnisse auf, die du damit verknüpfst und durch die dich diese Texte besonders begleitet haben.
Das wichtigste: Gottes Perspektive auf dein Jahr
Ich selbst bin zwar der Autor meines Jahresrückblicks, aber im Grunde ist Gott der Autor meines Jahres. Er war in jedem Moment mit dabei – egal, ob dieser ein Highlight oder ein Lowlight war.
Aus eigener Erfahrung kann ich dir daher nur ans Herz legen, Gott in das Schreiben deines Jahresrückblicks absolut mit einzubeziehen. Ihn z. B. einfach mit der ehrlichen Frage gleich zu Beginn einzuladen: „Gott, wie ist deine Perspektive auf mein vergangenes Jahr?“
Ich ermutige dich, auch während des Schreibens mit Gott im Gespräch zu bleiben. Ihn auf konkrete Situationen oder Fragen, die nach bestimmten Ereignissen offengeblieben sind, anzusprechen. Vielleicht erhältst du ja sogar noch Antworten, einen passenden Vers aus der Bibel, einen Songtext oder einen Satz (die/den du dann einfach an dieser Stelle in deinen Rückblick einfügen darfst).
Das Schreiben deines Jahresrückblicks kann zu einem dynamischen Gebet mit Gott werden. Du blickst nochmal auf alles zurück, was war, kannst mit manchem eventuell bewusst abschließen und dann befreiter in das neue Jahr gehen. Sich zu fragen, wie Gottes Sicht ist, und erst dann die Zeilen aufzuschreiben, hat einen heilsamen Aspekt.
Meistens schreibe ich diesen Rückblick wenige Tage vor Silvester. Aber gerade da wir jetzt erst November haben, lohnt es sich, schon mal ein paar Notizen für den Rückblick zu machen, die in den restlichen Wochen vom Jahr 2019 immer noch ergänzt werden können.
Und dann hoffe ich, dich dazu inspiriert zu haben, die Jahre nicht einfach so vergehen zu lassen, sondern bewusst zu beobachten, wie faszinierend Gott in deinem Leben wirkt. Solch einen Jahresrückblick zu schreiben, lohnt sich.
2 Comments
Jasmin
Hallo 🙂
Ich habe alles mögliche erwartet und gebe zu, nämlich etwas was ich in der ein oder anderen Form schon irgendwo gehört habe… aber so etwas konkretes, und so toll beschrieben und mit praktischen Tipps wie man vorgehen könnte, welche Möglichkeiten es gibt,…ich freue mich schon total es auszuprobieren…hört sich wirklich gut an! Vielen Dank!
Annemieke Müller
Liebe Jasmin 🙂
Vielen Dank dir für dein tolles Feedback! Ich hoffe, du hast viel Freude und Segen beim Schreiben deines Jahresrückblick gehabt. Und dir jetzt ein tolles Neues Jahr 2020!