„Gott ist meine Lage sowieso egal.“
Diesen Satz habe ich schon so viele Male selbst gedacht, aber auch von anderen Menschen gehört.
Ich denke, Verletzungen sind doch für nichts Gutes zu gebrauchen. Sie erscheinen mir sinnlos.
Und ja: Ungerechtigkeit und all das Böse, was Menschen sich gegenseitig und das Leben ihnen antun können, sind sinnlos! Es ist so nicht von Gott gewollt.
Aber weil eben doch kein Mensch über diese Erde geht, der nicht verletzt worden ist, hat sich Gott ein ganz wunderbares Prinzip für uns einfallen lassen: Gott schenkt Verletzungen Bedeutung.
In der Bibel wird ein Mensch sehr schwer verletzt: Josef (vgl. 1. Mose 37-45). Er wird von seinen eigenen Brüdern aufs Höchste verraten: Sie verkaufen ihn an Händler aus Ägypten und erzählen ihrem eigenen Vater, dass Josef gestorben ist, damit sie sich nicht für ihr Handeln verantworten müssen.
Die nächsten Jahre passieren heftige Dinge: Josef landet im Gefängnis. Doch Josef hat die krasse Gabe, Träume zu deuten, u. a. auch die vom Pharao. Und das führt dazu, dass Josef zum zweiten Mann über ganz Ägypten gesetzt wird – nur noch der Pharao steht über ihm. Ein wirklich rasanter Aufstieg!
Dann bricht eine Hungersnot aus, die nicht nur Ägypten, sondern auch das Heimatland Josefs trifft. Doch Ägypten ist vorbereitet und hat genug Nahrung. Josef war es, der im Traum auf Gottes Stimme hörte und die Warnung ernst nahm, dass bald eine Hungersnot drohen würde. Er ließ als ein Oberster Ägyptens rechtzeitig genügend Essensvorräte für die Zeit der Not sammeln. Seine Brüder reisen also nach Ägypten, um Nahrung zu kaufen. Und es kommt, wie es kommen muss: sie treffen in Ägypten auf Josef, weil er das Getreide an sie verkauft. Er erkennt seine Brüder sofort – sie hingegen erkennen Josef nicht.
Und Josef denkt auch zunächst nicht daran, sich als ihr verkaufter Bruder Josef zu offenbaren. Nach einigem Hin und Her jedoch kann er sich nicht mehr beherrschen und bricht in Tränen aus. Seine eigenen Brüder, die ihn so heftig verletzt haben, stehen vor ihm, aber Josef ist überwältigt von der Handschrift, die Gott durch seine Verletzung geschrieben hat, und gibt sich zu erkennen:
»Ich bin euer Bruder Josef, den ihr nach Ägypten verkauft habt. Aber ihr braucht euch nicht zu fürchten.[…] Schon seit zwei Jahren hungern die Menschen, und auch in den nächsten fünf Jahren wird man kein Feld bestellen und keine Ernte einbringen können. Gott hat mich euch vorausgesandt, damit ihr mit euren Familien am Leben bleibt. Denn er will ein großes Volk aus euren Nachkommen entstehen lassen. Nicht ihr habt mich hierhergeschickt, sondern Gott!“ (1. Mose 45:4-8)
Die heftige Verletzung ist für Josef und seine gesamte Familie zu einem krassen Segen geworden. Denn Josef kann nun in seiner hohen Position seinen Vater und seine Brüder versorgen. Und all diese wundersame Versorgung beruht darauf, dass seine Brüder ihn nach Ägypten verkauft haben. Das ist die Bedeutung von Josefs Verletzung.
Gottes Handschrift in dieser Geschichte führt noch zu etwas anderem. Denn Gottes Handschrift schreibt auch in Josefs Herzen. Er möchte, dass seine Brüder seinem Vater ausrichten lassen:
„Komm doch so schnell wie möglich zu mir! Du kannst im Gebiet Goschen wohnen, dann bist du ganz in meiner Nähe. Bring deine Familie, deinen Besitz und dein Vieh mit! Die Hungersnot wird noch fünf Jahre dauern. Ich werde für euch sorgen, und keiner wird mehr hungern müssen.“
(1. Mose 45:9-11)
Das Sprichwort „Verletzte Menschen verletzen Menschen“ trifft hier gar nicht. Vielmehr gilt hier: „Verletzte Menschen heilen Menschen“.
Das ist eine Folge von Gottes Prinzip. Dafür tut Gott alles! Er lässt uns seine Handschrift in unseren Wegen erkennen. Du darfst Gott fragen: „Warum bin ich in dieser Verletzung gelandet? Was sollte das? Kannst du mir den Sinn zeigen?“ Er möchte das gerne tun.
Denn aus dieser Erkenntnis heraus ändert sich dein Verhalten:
Zum einen ist Josef nicht so verletzt, dass er anfängt Menschen von sich fernzuhalten. Er investiert seine Gaben in ein gesamtes Volk und verkauft die nötige Nahrung sogar noch in andere hungernde Länder.
Aber noch bemerkenswerter: Josef hält selbst seinen Brüdern die nötige Nahrung nicht vor, obwohl er das könnte. Er versorgt sie sogar umsonst mit den Mitteln, die er hat, und rettet sie vor dem Hungertod. Josef konnte zur absoluten Vergebung bereit sein und seine Brüder, die ihn verletzt haben, heilen.
Ich wünsche dir, dass du Gott auch diese Frage stellen kannst: „Kannst du etwas Sinnvolles aus meiner Verletzung machen?“ Und dass Gott dir dann auch wirklich seine Handschrift zeigt. Und die Möglichkeit und die Kraft, andere Menschen zu heilen.
Denn eines ist sicher, diee Nachricht dieses Blogs ist nicht: „Werde so toll wie Josef.“ Denn solch eine Verhaltensweise geht, wie gesagt, nur mit Gottes Kraft in dir. Meine Botschaft an dich ist: „Lass Gott deiner Verletzung Bedeutung geben!“
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