Wir leben in einer Zeit, in der es schnell gehen muss. Wir sind ungeduldig, haben es vielleicht verlernt, zu warten. Zumindest geht es mir häufig so. Meine bestellte Ware kommt über Nacht per Expresslieferung. Grundsätzlich bestellen wir dort, wo es schnell geht.
Auch im Leben wählen wir den Weg, der möglichst zügig verläuft. Am liebsten mögen wir ja den Durchbruch über Nacht. Einmal aufwachen und das Problem, der Schmerz, die Krise ist dahin.
Wenn du genau hinschaust, wirst du erkennen, dass ebenso unsere christliche Szene mehr von diesem Denken geprägt ist, als du denkst. Wir lieben das eine Gebet, das uns die Lösung beschert.
Schließlich schenkt Gott ja auch Wunder wie diese. Ich habe dutzende Geschichten davon gehört. Doch warum erlebe ich nichts davon? Oder zumindest so wenig. Kann es sein, dass es in den meisten Fällen vielleicht doch mehr braucht als nur ein Gebet?
Ich weiß, dass ich mich auf heißen Boden begebe. Doch lass uns an dieser Stelle einfach mal ehrlich sein. Warum hören wir fast nur die heftigen Glaubensgeschichten von Wundern, die scheinbar in einem Moment passierten? Ich glaube, deshalb, weil sie auf großen Bühnen und in Social Media eben funktionieren. Sie passen in unsere sensationsorientierte Gesellschaft.
Doch was ist, wenn Gott im gewöhnlichen Alltag ganz anders mit dir unterwegs sein möchte? Was ist, wenn Gott den Prozess in deinem Leben mehr liebt als den Moment? Nur mal so ein Gedanke, denk den mal durch. Was ist, wenn Gott mehr daran interessiert ist, dein Herz über eine längere Reise zu heilen als über Nacht? Was ist, wenn Gott die „megaüberkrasse Story-für-die-Bühne“ komplett egal ist, sondern er DICH wirklich sieht? Wenn er jeden Tag gebraucht, um mit dir einen neuen Schritt zu gehen?
Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir so auf den Moment fokussiert sind, dass wir übersehen, was Gott im Prozess tut. Das ist einfach so schade. Wir sollten die Augen öffnen! Du musst nicht schon direkt morgen in deinem Leben ankommen. Es ist okay, Baustellen zu haben, solange du Schritte in die richtige Richtung gehst.
Eine Krise trägt so viel Energie in sich, dass Gott sie nicht ungenutzt lassen möchte. Ja, er kann Wunder auch in einem Moment tun – und er tut sie. Doch in den meisten Fällen – so habe ich es jedenfalls erlebt – nutzt er diese Energie, um dich langfristig zu formen.
Wenn Menschen nach einem Predigtdienst zu mir kommen, damit ich für sie bete, sage ich ihnen zum Abschluss oft Folgendes: „Sei nicht enttäuscht, wenn das Problem am nächsten Morgen noch da ist. Schreibe vielmehr auf, wie sich die Sache entwickelt, und schaue nach einiger Zeit zurück. Je nachdem, um welches Problem, welche Herausforderung oder Verletzung es sich handelt, kann in einem Monat oder in einem Jahr so viel Fortschritt passieren.“
Übersieh nicht, was Gott im Prozess tun möchte! Gerade in deinem Herzen.
„Mit dem Reich Gottes“, so erklärte Jesus weiter, „ist es wie mit einem Bauern, der die Saat auf seinem Acker ausgestreut hat. Er legt sich schlafen, er steht wieder auf, ein Tag folgt dem anderen; und die Saat geht auf und wächst – wie, das weiß er selbst nicht. Ganz von selbst bringt die Erde Frucht hervor: zuerst die Halme, dann die Ähren und schließlich das ausgereifte Korn in den Ähren. Sobald die Frucht reif ist, lässt er das Getreide schneiden; die Zeit der Ernte ist da.“ (Markus 4:26-29 NGÜ)
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