Fällt es dir leicht, jemandem etwas auszuleihen?
Als Kind fiel es mir sehr schwer, mein Spielzeug einer Freundin zu leihen. Einerseits wollte ich selbst nicht ohne das Spielzeug sein. Andererseits hatte ich Angst, dass meine Freundin mein Spielzeug irgendwie beschädigen könnte. Ich vertraute meiner Freundin nicht.
Das, was ich gerade beschrieben habe, mag ein typisches Verhalten bei Kindern sein. Aber verhalte ich mich noch immer so, auch heute als junge Erwachsene?
Heute bemühe ich mich darum, möglichst realistische Entscheidungen zu treffen. Ich wäge ab, ob ich einer Person etwas ausleihen möchte, wenn sie mich fragt. Und eigentlich sage ich immer „Ja“. Mein Vertrauen wurde bislang nicht enttäuscht.
Doch wie sieht es da eigentlich mit Gott aus?
Kann ich Gott etwas „ausleihen“, sogar etwas „zurückgeben“, was er mir doch zur Verfügung gestellt hat?
Vertraue ich ihm, dass er damit schon das richtige tun wird? Oder klammere ich mich an etwas fest?
Einer, der sich diese Fragen auf eindrucksvolle Weise stellen musste, war Abraham (1. Mose 22).
Gott selbst hatte ihm versprochen, dass er „Vater vieler Nationen“ werden sollte. Dabei waren seine Frau und er bereits in einem sehr hohen Alter. Bislang waren sie kinderlos geblieben. Dass sie jetzt noch ein leibliches Kind zeugen sollten, war äußerst unwahrscheinlich.
Und trotzdem: Gott machte sein Versprechen wahr und schenkte ihnen, trotz aller widrigen Umstände, einen Sohn mit dem Namen Isaak. Man kann sich vorstellen, wie sie all ihre Hoffnungen auf ihn setzten. Er war die personifizierte Erfüllung des Versprechen Gottes an sie. Durch ihren Sohn Isaak könnte sich die Verheißung tatsächlich erfüllen, dass Abraham „Vater vieler Nationen“ werden würde! Was ein Segen!
Doch Gott forderte Abraham jetzt zu etwas Furchtbarem auf. Er sollte seinen Sohn opfern. Absolut nicht nachvollziehbar. Wir können quasi hören, wie Abraham sich verzweifelt die Frage stellte: „Warum verlangst du das von mir, Gott? Warum machst du mir erst Hoffnung und zerstörst sie dann?“
Entgegen all seiner Verwirrung und Verzweiflung vertraute Abraham auf Gott, dass dieser schon das richtige mit ihm im Sinn habe. Und so folgte er dem, was Gott von ihm erwartete:
Als sie die Stelle erreichten, die Gott angegeben hatte, errichtete Abraham aus Steinen einen Altar und schichtete das Brandholz auf. Er fesselte Isaak und legte ihn oben auf den Holzstoß. Dann griff er nach dem Messer, um seinen Sohn zu töten. (V. 9 + 10)
Natürlich ist das ein absolut extremes Beispiel. Aber im übertragenen Sinne erkenne ich mich hier wieder. Ich wundere mich, ob ich dazu bereit wäre, etwas abzugeben, was Gott mir bereits gegeben hat.
Wird Abrahams Vertrauen auf Gottes Plan nun enttäuscht? Die Antwort gibt es hier:
»Abraham, Abraham!«, rief da der Engel des Herrn vom Himmel. »Ja, Herr?« »Leg das Messer beiseite und tu dem Jungen nichts! Denn jetzt weiß ich, dass du Gott gehorsam bist – du hättest deinen einzigen Sohn nicht verschont, sondern ihn für mich geopfert!« (V. 11 + 12)
Es stellt sich die Frage: Warum tut Gott das? Warum fordert er von Menschen, dass sie das aufgeben, was er ihnen doch gerade erst gegeben hat? Warum fordert er das von mir, von dir?
Weil es nicht ums Aufgeben an sich geht. Es geht darum, dass unser Herz so bleibt, wie es am Anfang des Versprechens war. Als du noch nichts von der Erfüllung gesehen hast, sondern einfach nur die Zusage, das Versprechen Gottes, in deinen Händen hieltest.
Abrahams Gehorsam führt eben nicht dazu, dass Gottes Verheißung zerstört wird. Ganz im Gegenteil: Abraham soll seinen Sohn Isaak am Leben lassen und Abraham wird tatsächlich der „Vater vieler Nationen“. Durch seinen Sohn Isaak entsteht das Volk Israel. Später wird Abraham z. B. zugesprochen, dass er der Urvater all derer aus allen Nationen ist, die an den Gott der Bibel glauben (vgl. Römer 4).
Ich glaube, dass jeder von uns auf seinem individuellen Lebensweg an einigen „Isaaks“ vorbeikommt.
Solch ein „Isaak“ ist etwas, was eigentlich sehr gut ist. Es ist ein Schritt zur Erfüllung von Gottes Versprechen an dich, zum Beispiel der richtige Arbeitsplatz oder der richtige Partner. Und das weißt du auch. Du spürst förmlich, wie Gott sein Versprechen durch diese Sache, durch diese Person erfüllt hat. „Isaak“ beruht auf einer richtigen Entscheidung!
Wichtig ist und bleibt, dass du und ich uns dennoch nicht allein auf diesen „Isaak“ verlassen. Unsere Hoffnung auf die Erfüllung von Gottes Versprechen sollte nicht mit einem Mal zusammenbrechen, weil auf einmal unser „Isaak“ wegfällt. Wenn die Firma, die dir deinen Job ermöglicht hatte, auf einmal pleite ist; wenn du auf einmal umziehen musst und deinen Partner weniger siehst.
Die Frage an dich heute lautet: Wer oder was ist dein „Isaak“? Wen oder was müsstest du verlieren, damit du nicht mehr an die Erfüllung von Gottes Versprechen an dich glaubst?
Es ist wichtig, sich hier zu hinterfragen.
Zum einen möchte Gott natürlich nicht, dass wir mehr Hoffnung auf etwas setzen als auf ihn! Im Grunde ist das auch komplett kontraproduktiv, weil auch nur Gott zu hundert Prozent vertrauenswürdig ist (vgl. Psalm 118).
Zum anderen liegt hier eine Schwachstelle von uns. Der Böse wird bestimmt gern das Wegfallen genau dieses „Isaaks“ nutzen wollen, um zu versuchen, uns klarzumachen, dass sich die Verheißung Gottes angeblich nicht mehr erfüllen könne (vgl. Epheser 6).
Trau dich also, Gott diese wichtige Frage zu stellen: Wer oder was ist mein „Isaak“? Und sei entspannt und dankbar, wenn er dir tatsächlich etwas deutlich macht. Denn das bedeutet nicht, dass er dir diese Sache oder Person zwangsläufig nehmen möchte! Das zeigt die Geschichte von Abraham sehr gut.
Bitte Gott um ein bedingungsloses Vertrauen auf ihn – egal, was mit diesem „Isaak“ in deinem Leben passiert. Und freu dich, dass Gott seine Versprechen wahr machen wird. Selbst ohne „Isaak“ und auch erst recht mit „Isaak“.
Der Herr ist verlässlich in allem, was er sagt, und gütig in allem, was er tut. (Psalm 145:13)
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