Vor einigen Jahren habe ich mal ein Zitat gelesen, das mich bis heute immer mal wieder beschäftigt. „Life becomes easier when you learn to accept the apology you never got“ lautet das Zitat, welches bedeutet: „Das Leben wird einfacher, wenn du lernst, die Entschuldigung anzunehmen, die du nie bekommen hast“.
Ich habe mich schon oft im Leben in Situationen wiedergefunden, in denen ich auf Entschuldigungen gewartet habe. Mein innerer moralischer Kompass hat Vergebung irgendwie an die Bedingung geknüpft, dass die andere Person es schon auch richtig bereuen muss, was sie mir angetan hat. Wenn ich mich im Recht sehe, möchte ich, dass die andere Person das auch so sieht und auch alleine an diesen Punkt kommt. Natürlich geht dieser Plan nicht sehr oft wirklich auf. Meistens ist es ja gar nicht so eindeutig, wer genau jetzt recht hat, und auch ich habe mit ziemlicher Sicherheit schon Menschen verletzt und mich nicht dafür entschuldigt – aus welchen Gründen auch immer.
Dennoch liegt eine Freiheit darin, Entschuldigungen anzunehmen, die man niemals bekommen hat. Das bedeutet, Altes loslassen und mit dem Warten aufzuhören. Ich kann meinen Groll und meinen Frust ablegen und weitermachen. Ich kann Personen wieder unvoreingenommen begegnen und neue Chancen erleben. Das ist natürlich viel leichter gesagt als getan. Und doch, wenn ich in die Bibel schaue und mir Jesu Leben ansehe, dann muss ich immer wieder erkennen, dass es möglich ist, zu vergeben, und dass es sogar mein Job ist. Jesus stirbt am Kreuz für mich und bietet mir dabei die Entschuldigung und Heilung für all die Verletzungen in meinem Herzen. Er zeigt mir aber außerdem auch, wie Vergebung passiert: aus freien Stücken und ohne die Erwartung einer Gegenleistung. Ich durfte erleben, wie diese Vergebung mein Leben und mein Herz verändert hat. Ich darf immer wieder erleben, wie diese Vergebung mir hilft, auch anderen zu vergeben. Ich möchte nicht mehr auf Entschuldigungen oder Wiedergutmachungen warten, ich will aus freien Stücken und ohne Gegenleistung vergeben. So, wie Jesus es mir vorgemacht hat. Ich habe seine Vergebung umsonst bekommen und will diese genauso weitergeben. Und jedes Mal, wenn das gelingt, stelle ich fest, wie viel freier und besser es mein Leben macht, wenn man nicht an negativen Gefühlen festhält.
Natürlich ist nicht jede Verletzung einfach, zu vergessen. Manchmal brauchen wir die Hilfe von jemand anderem, um vergeben zu können. Manchmal müssen wir mehr als ein Mal vergeben, bis unser Herz es verstanden hat. Manchmal ist Vergebung auch ein Prozess. Aber es ist immer ein Prozess, der sich lohnt und der es wert ist, begonnen zu werden. Gottes Liebe und Vergebung an die Verletzungen in unseren Herzen zu lassen, hilft uns, heil zu werden und auch zu den Menschen zu werden, zu denen Gott uns gemacht hat. Jesus will uns Leben im Überfluss geben, das können wir aber nicht erleben, wenn wir an alten Konflikten und Verletzungen festhalten.
Überleg dir doch zum Jahresabschluss mal, ob es noch offene Konflikte in deinem Leben gibt oder du noch jemandem vergeben musst, und lass diese Sachen dann im alten Jahr. Nimm Jesus mit in den Prozess hinein, er hat uns vorgemacht, wie Vergebung funktioniert.
4 Comments
Timo Fischer
Vielen herzlichen Dank!
Vielen herzlichen Dank für diesen Post.
Vergebung ist so ein wichtiges Thema.
Ich habe mal gehört: “unvergebene Schuld ist wie Tumor, der nur durch Vergebung restlos entfernt werden kann“.
Miriam Funck
Hey Timo,
vielen Dank für dein Feedback! Sehr ermutigend. 🙂
Biggi
Es ist sehr wichtig zu vergeben, ob mit oder ohne Einsehen des anderen. Eine Anfrage habe ich an den Teil „der Person wieder unvereingenommen begegnen…“. Wenn Menschen nicht nur einmal, sondern wesensmäßig (aus eigener Verletzung heraus oder warum auch immer) respektlos und übergriffig sind, in meinem „Garten“ herumtrampeln, mich verletzen, muss ich mich auch schützen und darf auch eine gewisse Distanz einhalten, oder?
Miriam Funck
Hey Biggi,
vielen Dank für deine Rückmeldung. Ja, natürlich darf man das. Unvoreingenommen bedeutet hier, dass man keinen Groll oder keine Bitterkeit gegenüber der Person hat. Trotzdem muss man nicht beste Freunde werden und darf sich und sein Herz auch schützen.
Liebe Grüße,
Miri