Die Weihnachtszeit ist eine friedliche Zeit. Kerzenschein, heimelige Atmosphäre, das Fest der Liebe. Ist doch so, oder? Vielleicht ja auch nicht. Vielleicht geht es dir ganz anders.
Vielleicht hast du das Gefühl, dass die ganze Welt gegen dich ist. Oder zumindest einige Menschen. Vielleicht lebst du in gebrochenen Beziehungen. Vielleicht lebst du im ständigen Familienstreit.
Und ganz ehrlich: Warum freuen wir uns nochmal so sehr, dass Jesus vor über 2.000 Jahren geboren wurde?!
Wo ist dieser Jesus denn in all dem Streit, in all dem Unfrieden, der in deinem Leben ist?
Interessiert Gott sich überhaupt für dich?
Und ja, das sind berechtigte Fragen! Die Umstände in dieser Welt, all der Unfrieden – auch in deinem ganz persönlichen Leben – sind Anlass dafür.
In der Bibel finden wir eine Geschichte, die zeigt, wo Jesus eigentlich in deinem Unfrieden ist. (Johannes 4:5 ff.)
Jesus ist auf der Durchreise und weil er müde ist, setzt er sich an einen Brunnen. Hier gibt es frisches Wasser in der sengenden Mittagshitze. Dann kommt eine Frau aus der Stadt zum Brunnen. Mittags. In der größten Hitze des Tages. Und Jesus startet ein Gespräch mit ihr. Ein wirklich langes Gespräch. Ein paar Verse zeigen im Besonderen den Unfrieden, in dem die Frau lebt:
»Geh und rufe deinen Mann!«, entgegnete Jesus. »Komm mit ihm hierher!« –
»Ich habe keinen Mann«, sagte die Frau. »Das stimmt«, erwiderte Jesus. »Du hast keinen Mann.
Fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann. Da hast du die Wahrheit gesagt.« (Verse 16-18)
Im damaligen Kontext zeigt das wohl, dass sie bereits fünf Mal verheiratet gewesen war. Und nun hat sie einen Mann an ihrer Seite, der nicht bereit ist, sie zu heiraten. Das war zur damaligen Zeit eine Katastrophe für eine Frau. Denn: Eine Frau war nur versorgt, wenn ihr Ehemann für sie sorgte. Nun lebt sie mit einem Mann zusammen, der sie aber vermutlich nicht als seine Ehefrau haben will, sonst hätte man damals sehr zeitig geheiratet. Es lässt sich also vermuten, dass dieser Mann sie sexuell ausnutzt.
Der Fakt, dass sie bereits fünf Mal verheiratet war und nun in „wilder Ehe” mit einem Mann zusammenlebt, disqualifiziert sie von ihrer Gesellschaft. Ihr ausgesprochen schlechter Ruf eilt ihr voraus.
Im Grunde wissen wir noch nicht mal, ob sie nicht selbst von einem Mann verlassen wurde. Ob sie nicht selbst betrogen und sitzen gelassen wurde.
Und selbst, wenn sie diejenige ist, die betrogen hat, gibt die Gesellschaft ihr anscheinend keine Möglichkeit, sich zu entschuldigen und ihren Ruf wiederherzustellen.
Sie meidet den Kontakt mit den Bewohnern ihrer Stadt – ein Anzeichen dafür, dass sie selbst genau wusste, dass sie eine Außenseiterin war. Die Bewohner gehen verständlicherweise nicht in der heißesten Mittagssonne Wasser schöpfen. Die Frau allerdings ist nicht Teil dieser geselligen Gespräche am Brunnen. Sie hat keine Lust auf die Blicke, die Beleidigungen, die Lästereien über sie. Lieber nimmt sie die Hitze auf sich, um bloß niemandem zu begegnen.
Unfrieden und Unvergebenheit bestimmen ihr Leben.
Und wo ist Gott? Er schaut nicht weg. Er schaut hin. Und er geht zu ihr.
Jesus begegnet der Frau auf Augenhöhe. Bei Jesus erlebt sie eine Annahme, die sie sonst nirgends erlebt.
Und deshalb führt Jesus das Gespräch mit ihr so lange weiter, bis sie erkennt, wer er eigentlich ist.
»Ich weiß, dass der Messias kommen wird«, entgegnete die Frau. […] Da sagte Jesus zu ihr: »Du sprichst mit ihm; ich bin es.« (Verse 25 + 26)
Und dann … lässt die Frau ihren Wasserkrug stehen und läuft in die Stadt!
Wie bitte, was? Sie ist doch der Inbegriff von einer Frau, die der Unfrieden erdrückt.
Sie hat sich immer zur Quelle in der allergrößten Hitze geschleppt, weil sie keinen Bock auf Konfrontation hatte. Und jetzt läuft sie genau diesen Menschen in die Arme? Als würde ihr der Unfrieden nichts mehr antun?
Und jetzt kommt das Allerverrückteste: Sie bietet den anderen Menschen ebenso an, diese bedingungslose Liebe und Vergebung von Jesus kennenzulernen! Und so sagen sie zu der Frau:
»Wir glauben jetzt nicht mehr nur aufgrund von dem, was du uns erzählt hast«, erklärten sie der Frau. »Wir haben Jesus jetzt mit eigenen Ohren gehört und wissen, dass er wirklich der Retter der Welt ist.« (Vers 42)
Ihr Unfrieden ist zum Frieden geworden. Sie muss den Menschen nicht mehr aus dem Weg gehen. Sie schätzen die Frau jetzt wert. Und das hat Jesus möglich gemacht. Gleichzeitig konnte sie ihren inneren Durst nach Liebe, Annahme und Gerechtigkeit von Jesus offensichtlich stillen lassen.
Jesus traf die Frau direkt am Brunnen. Jesus findet dich mitten in deiner Gebrochenheit, mitten in deinem Unfrieden.
Aber: Jesus kommt nicht einfach zu dir, setzt sich neben dich und weint mit dir. Er ist nicht ohnmächtig gegenüber deinen Situationen! Er möchte handeln und er wird handeln!
Die Frau leidet unter ihrem Unfrieden. Und sie verspürt diesen inneren Durst nach Liebe, Annahme und Gerechtigkeit, den wir alle verspüren! Doch die Umstände um sie herum verschlimmern den Durst nach Gerechtigkeit nur noch. Und deshalb lässt sie ihren Durst von Jesus stillen und erst dann hat sie überhaupt erst die Möglichkeit ihren Umständen zu begegnen.
Auch jetzt an Weihnachten ist das so. Wir feiern die Geburt von Jesus, weil er der Friedensbringer ist. Vor allem natürlich für den Frieden zwischen Gott und dir – das ist das Evangelium.
Aber ebenso, um Frieden in dein persönliches Leben zu bringen.
Ich wünsche dir, dass du mit dieser Zusage deinem Unfrieden begegnen kannst: Durch deine persönliche Zeit mit Jesus darfst du deinen inneren Durst nach Gerechtigkeit stillen lassen. Ich ermutige dich, ihm dein Leid so offen und ehrlich wie möglich zu klagen. Alleine, hinter geschlossenen Türen. So, dass du alles sagen kannst, was dir auf dem Herzen liegt.
Und du gehst Jesus damit absolut nicht auf die Nerven: Bitte ihn, flehe ihn an – gerade zu Weihnachten –, dass er Frieden in dein Leben bringt.
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