Bestimmt warst du auch mal in dieser Situation oder bist es sogar gerade: Du bist neu an einem Ort. Du kennst niemanden. Neue Schule. Neuer Job. Neue Stadt. Neue Kirche … und du merkst irgendwie: „Okay, dieser Ort wird einfach nicht zu meinem Ort.“
Ich war genau in dieser Situation, als ich für mein Studium in ein anderes Bundesland gezogen bin. Mehrere Stunden Autofahrt von der Heimat entfernt. Ich dachte mir: „Okay, dieser Ort wird einfach nicht zu meinem Ort.“ Mein Problem war jedoch nicht der Ort an sich, sondern es lag an meinen eigenen Blockaden.
Ich dachte, ich könnte an diesem Ort „glücklich“ werden, ohne gute Freundschaften aufzubauen. Für mich erschienen Freundschaften tatsächlich als ein Stressfaktor.
Mein Gedanke war: „Ich bin doch hier, um zu studieren. Und da muss ich erstmal meine ganzen Klausuren auf die Reihe bekommen.“
Weißt du, Gott wusste, wie dringend wir Menschen Freundschaften brauchen. Deshalb schreibt die Bibel wunderbare Geschichten der Freundschaft.
Ich möchte dir von der ziemlich berühmten Geschichte einer Freundschaft erzählen: Es ist eine besondere Freundschaft. Eine inspirierende Freundschaft. Sie zeigt den Wert von Freundschaft auf. Und gleichzeitig können wir einige persönliche Blockaden aufdecken, weshalb du und ich manche tollen Freundschaften verpassen könnten.Die beiden Freunde heißen David und Jonathan (in der Bibel findest du ihre Geschichte in 1. Samuel 18 bis 20).
Wer ist Jonathan? Nun, er ist der Sohn des Königs von Israel. Das macht Jonathan zum direkten Thronfolger.
Allerdings gibt es da noch einen anderen Thronfolger, quasi in der Warteschleife: Einen einfachen Bauernsohn – und das ist David.
Wie hat es nun der einfache Bauernsohn David geschafft, in die Thronfolge eines riesigen Reiches wie Israel zu kommen, ohne königliches Blut zu haben?
Die Antwort: Als David noch ein kleiner Junge war, hatte Gott David das Versprechen gegeben, dass er der zukünftige König von Israel werden würde. Nach diesem Versprechen erfuhr David eine krasse Gunst. Er stieg auf zu einem großen Heerführer Israels und kommt schließlich sogar an den königlichen Hof, zunächst aber nur als Angestellter. Und hier trifft er auch auf den Königssohn Jonathan.
Und jetzt schließen diese beiden Thronfolger eine Freundschaft! Ein Phänomen! Denn es gibt zwei große Faktoren, die die Freundschaft von David und Jonathan verhindern könnten.
Das erste Hindernis: Neid
Da ist einerseits Jonathans Hindernis, in eine Freundschaft mit David zu starten: Neid. Jonathan hätte Grund genug gehabt, David nicht leiden zu können.
Bei David und Jonathan ging es um eine gemeinsame Position, die sie beide anstrebten.
Eine Frage an dich: Welche Freundschaft lässt du aus Angst vor Konkurrenz nicht entstehen? Sei es in deiner Schule, deinem Studium, deinem Job oder sogar in deiner Kirche. Vielleicht meidest du Menschen, weil du dich ihnen gegenüber zu dumm, nicht schön genug, einfach minderwertig fühlst?
Ich glaube, wir verpassen hervorragende Freundschaften, weil wir bestimmte Menschen als Konkurrenz ansehen. Weil wir Neid unser Leben bestimmen lassen. Das Sprichwort „Zeig mir deine engsten Freunde und ich sag dir, wer du in fünf Jahren sein wirst” greift hier total gut. Menschen, die wirklich in etwas besser sind als du, haben es nicht verdient, einfach als Konkurrenten angesehen und deshalb gemieden zu werden. Meinst du nicht, dass du von den Menschen, die du als Konkurrenz verstehst und deshalb so gut wie möglich ignorierst, total viel lernen könntest?
Das zweite Hindernis: Misstrauen
Und auch David hätte jeden Grund gehabt, die Freundschaft mit Jonathan abzulehnen. Davids Hindernis war das Misstrauen. Stell dir vor, die Person, die am meisten von deiner Niederlage profitieren würde, böte dir ihre Freundschaft an. Würdest du dieser Person vertrauen? Genau das hat aber David getan, als er mit dem eigentlichen Thronfolger Jonathan eine Freundschaft begann.
Es muss dir nicht unbedingt dein größter Konkurrent seine Freundschaft anbieten. Es gibt viele andere Faktoren, die dafür sorgen könnten, dass du einem Menschen nicht vertraust.
Gerade wenn dein Vertrauen in vergangenen Freundschaften enttäuscht wurde, fällt ein erneutes Vertrauen auf jeden Fall schwer, keine Frage!
Aber: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Wer sich nicht mehr für Freundschaften öffnet, der wird auch keine Freundschaften mehr führen. Und wir alle brauchen Menschen, die uns ab und an unterstützen. Alles andere ist eine Lüge.
So lesen wir in 1. Samuel 19 davon, wie König Saul (Jonathans Vater) David umbringen möchte, aus Angst, dieser könnte tatsächlich der neue König werden. Nur weil Jonathan seinen Vater Saul davon überzeugt, seinen Freund David nicht zu töten, überlebt David!
Der Gott-Faktor einer Freundschaft
Jonathan hätte seinem Neid nachgeben können. David hätte seinem Misstrauen nachgeben können. Doch sie beide entschieden sich für die Freundschaft.
Wie war ihnen das möglich?
Die Antwort lautet: Es war der Gott-Faktor in ihrer Freundschaft.
In 1. Samuel 20:23 spricht Jonathan David zu: „Der Herr selbst ist Zeuge unseres gegenseitigen Versprechens.“
David und Jonathan waren sich bewusst darüber, dass sie für ihre Freundschaft Gott brauchen würden! In jeder Freundschaft treffen zwei unperfekte Menschen aufeinander. Aber auch in diesem Lebensbereich gilt: Wir haben einen perfekten Gott.
David und Jonathan wussten, dass sie für das Versprechen ihrer gegenseitigen Freundschaft Gott als Zeugen und Beistand brauchen würden.
Ich weiß nicht, wie sehr du in der Vergangenheit enttäuscht worden bist. Wie sehr du vielleicht mit Konkurrenzgedanken oder Misstrauen zu kämpfen hast. Zugleich bin ich davon überzeugt, dass Gott mir und dir sagen möchte: Sei ermutigt, Freundschaften einzugehen – und Gott dabei mit ins Boot zu holen!
Lass dich nicht durch deine negativen Erfahrungen und deine Blockaden von Neid oder Misstrauen um den Schatz bringen, den gute Freundschaften bergen!
David hätte ohne seinen Freund Jonathan nicht überlebt. Das ist wirklich ein extremes Beispiel. Aber es zeigt: Gott möchte dir Freundschaften grundsätzlich zur Hilfe schenken! Auch zum „Überleben“ in deinem Glaubensleben, sei es durch gemeinsames Gebet, Antworten auf Zweifel, Beistand in schwierigen Zeiten oder das richtige Wort zur richtigen Zeit.
Die Uni wurde übrigens doch zu „meinem“ Ort. Weil ich mich dazu entschied, mir Zeit für Freundschaften zu nehmen. Mein Studium hat darunter nicht gelitten. Ganz im Gegenteil: Hätte ich meine Freunde nicht gehabt – ich hätte mein Studium vermutlich längst abgebrochen.
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