Ich hatte Sex! Ich hatte Sex vor der Ehe und ich hatte Sex in der Ehe. Mit zwei Männern. Und ganz offensichtlich habe ich einen davon nicht geheiratet.
Mit 20 Jahren hatte ich mein erstes Mal. Es war schön und gleichzeitig schmerzhaft. Schön, weil es einfach guter Sex war. Ich war Hals über Kopf verliebt, die Stimmung hat gepasst und ich war zu diesem Zeitpunkt voll und ganz davon ausgegangen, dass der Mann neben mir der Mann ist, mit dem ich mein Leben verbringen würde. Weit gefehlt. Wir waren verliebt gewesen, längst nicht verlobt, und eine Hochzeit war nicht in Sichtweite gewesen. Es war eine schöne Erfahrung für den Moment.
Aber als mir einige Monate später klar wurde, dass diese Beziehung keine Zukunft haben würde, musste ich mir selbst eingestehen, dass Sex weitaus mehr als nur ein körperlicher Akt ist und ich ganz schön verwundet war. Ich hatte zuvor nie daran gedacht, dass ich mich mal in dieser Situation wiederfinden würde, ich meine Jungfräulichkeit verloren hätte, an einen Mann, der mich nicht mehr wollte.
Sechs Jahre später lernte ich meinen heutigen Mann kennen. Sechs Jahre brauchte ich, um innerlich zu heilen und um zu verstehen und zu lernen, was in mir passiert war. Was in mir zerbrochen war. Um neu zu erkennen, was ich mir selbst wert bin und wie wertvoll ich in Gottes Augen bin. Was er sich für mich wünscht und wohin er mich führen möchte.
Du bist verantwortlich für dein Leben. Nicht ich, nicht dein Jugendpastor, nicht deine Eltern und auch nicht Gott. Niemand außer dir hat dein Leben so sehr in der Hand wie du selbst. Du allein lebst mit den Konsequenzen deiner täglichen Entscheidungen. Du bist ein freier Mensch. Wir sind Geschöpfe mit einem freien Willen. Deswegen kannst du das, was ich hier schreibe, entweder annehmen, reflektieren, nachwirken lassen, darüber meditieren oder aber du kannst es infrage stellen und für Blödsinn erklären. Deine Wahl.
Ich glaube von ganzem Herzen, dass deine Antwort auf die Frage, ob Sex vor der Ehe von Gott erwünscht ist oder nicht, etwas mit deinem Gottesbild zu tun hat. Wie ich bereits in meinem letzten Blogbeitrag geschrieben habe [Ist Gott in Sachen Liebe eine Spaßbremse? –https://stayonfire.de/2020/04/30/ist-gott-in-sachen-liebe-eine-spassbremse], bin ich der festen Überzeugung, dass Gott dich komplett sieht und kennt, weil er dein Schöpfer ist, der dich sieht und liebt, und er deswegen auch will, dass es dir gutgeht. Genau aus diesen Gründen möchte er uns offenbaren, wie wir als seine Schöpfung am besten funktionieren. Er möchte uns einfach zeigen, was gut für uns ist.
Und wenn du nach einer deutlichen Ansage Gottes suchst, ob Sex vor der Ehe erlaubt ist oder nicht, dann wirst du das meines Erachtens in der Bibel so konkret nicht finden. Es gibt in der Bibel nicht das Gesetz: „Du sollst keinen Sex vor der Ehe haben!“
Gott liegt nichts daran, dass du ein Sklave seiner Gebote und Verbote wirst. Er möchte, dass du sein Sohn beziehungsweise seine Tochter bist und lernst, auf seine Stimme zu hören.
Ich muss meiner ältesten Tochter in den kalten Jahreszeiten immer wieder sagen, dass sie sich bitte warm genug anzieht und ihr Unterhemd in die Hose steckt. Was zur Folge hat, dass der Prozess morgens vor der Kita für uns beide durchaus nervenaufreibend sein kann. Aber ich weiß auch, dass sie sich bei Temperaturen am oder unterm Nullpunkt mit einem nackten Taillenbereich recht schnell eine Blasenentzündung oder auch Nierenentzündung zuziehen könnte. Vielleicht nicht am ersten oder am zweiten Tag. Aber wenn es dann doch so weit käme, wäre es ziemlich schmerzhaft für sie. Und so hoffe ich, dass sie lernt, meiner Stimme zu vertrauen und auf mich zu hören. Das klappt mal besser und mal schlechter.
Ich möchte dich in den nächsten Blogbeiträgen gerne in 5 Gedanken mit hineinnehmen, die dir möglicherweise helfen werden, den Sexualakt zwischen Mann und Frau wieder mehr aus Gottes Perspektive zu betrachten, anstatt einen warnenden Zeigefinger zu sehen.
Gottes Sicht auf unsere Sexualität ist kein Thema, welches ich leichtfertig und kurz abhandeln möchte, weil es viel mehr Auswirkungen auf uns haben kann, als wir es oft wissen und uns vorstellen können.
Und ich steige heute mit dem ersten Punkt ein.
1. Sex ist Gottes gute Idee und sein Geschenk an uns.
„So schuf Gott die Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er sie, als Mann und Frau schuf er sie. Und Gott segnete sie und gab ihnen den Auftrag: »Seid fruchtbar und vermehrt euch!“ (1. Mose 1:27-28)
Nachdem Gott Mann und Frau erschafft, kommt gleich der erste Auftrag. Habt Sex! Macht mehr von euch.
Wenn es beim Sex nur um die Vermehrung des Menschen ginge, hätte Gott die erogenen Zonen beim Mann und bei der Frau auch weglassen können. Hat er aber nicht. Er erschuf einen Sexualakt, der uns Spaß macht, uns verbindet, uns vereint und durch den dann neues Leben entstehen kann. Sex ist kein reiner Arbeitsauftrag Gottes, sondern eine Leben spendende Erfindung, die mehr sein darf und will als nur ein Akt in durchschnittlich 6,5 Minuten bei 18- bis 30-Jährigen. Mehr oder weniger.
„Das erklärt [auch], warum ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlässt und sich an seine Frau bindet und die beiden zu einer Einheit werden. Adam und seine Frau waren beide nackt, aber sie schämten sich nicht.“ (1. Mose 2:22-25)
Hier wird eine Vereinigung beschrieben, die bindend ist, die sich die Treue schwört und die so zusammenwächst, dass sie nicht mehr ohne Verlust und Schmerzen auseinandergerissen werden kann. Ein Mann und eine Frau werden eins, schauen sich nackt an und schämen sich dabei nicht.
Ich weiß nicht, wie häufig ich romantische Filme geschaut habe, in denen der Sprung ins Bett recht zügig geschah. Das Normal, welches uns dort immer wieder suggeriert wird, ist: Hab Sex, hab ihn schnell und hab ihn unverbindlich. Und dann sehen wir dort oft, wie Sexualpartner am nächsten Morgen nebeneinander aufwachen. Wenn sie das denn tun und nicht einer der beiden vorher heimlich verschwunden ist. Und was passiert? Sie verhüllen sich voreinander! Selten sehen wir in diesen Filmen ein im hellen Tageslicht unverhülltes Betrachten des Gegenübers ohne Scham!
Mein Mann ist Inder. Geboren, kulturell geprägt und aufgewachsen in Chennai. Da gibt es keine Nacktkultur wie hier in Deutschland. Kein FKK, kein textilfreies Saunen wie hier. Und doch ist es ihm total egal, zu welcher Tageszeit ich ihn nackt sehe. Er schämt sich nicht vor mir. Wir kennen einander. Wir sehen einander. Wir sind eins. Wir hatten jahrelang keine Jalousien vor dem Schlafzimmerfenster. Daher blieb das Licht beim Sex immer ausgeschaltet. Aber wir schämen uns nicht voreinander.
Wenn wir uns als Menschen dem (Sexual)Partner gegenüber vielleicht schämen, ihm nicht alles von uns zeigen möchten, dann vielleicht, weil wir nie wirklich EINS geworden sind. Körperlich ja. Aber seelisch und emotional nicht.
Sexualität ist mehr! Sexualität ist Gottes gute Idee und ein wunderschönes Geschenk an uns Menschen. Und wenn du mehr über Gottes Idee der Sexualität erfahren möchtest, dann lass dich neu darauf ein und schau nächstes Mal wieder hier vorbei.
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