Morgens wache ich auf. Noch fühlt sich mein Kopf leer an, es dauert ein paar Sekunden, bis ich im Hier und Jetzt angekommen bin. Und dann erscheint es mir wie ein Download, der auf die Festplatte meines Gehirns geladen wird: „Stimmt ja: Dieses eine To-do habe ich immer noch nicht erledigt und diese andere Deadline kommt immer näher! Und neue Corona-Maßnahmen sind erlassen worden. Es gibt also wieder Online-Unterricht, Treffen mit manchen Freunden kann ich deshalb auch vergessen, und erstmal schauen, wie lange wir wirklich noch unsere Gottesdienste feiern dürfen …“
Die Stimmung ist unten. Müsste ich ein Wort für diese Gemütslage finden, dann wäre es wohl eine Mischung aus Stress und ganz schön viel Hoffnungslosigkeit.
Ich habe dir gerade zwar von mir selbst erzählt. Aber vielleicht hast du dich ja in meinen Worten wiedergefunden.
Natürlich könnten wir uns mit diesem Zustand abfinden. Natürlich könnten du und ich uns einfach anpassen und, wie viele andere Leute in der Gesellschaft, Hoffnungslosigkeit verbreiten. Uns von den aktuellen Nachrichten erschlagen lassen. Die Politiker für alles Schlechte verantwortlich machen. Und unseren Familien, Nachbarn, Freunden und Kollegen erzählen, dass doch sowieso alles den Bach runtergehen wird.
An solch einem Morgen würde ich das manchmal auch am liebsten einfach tun. Ist ja auch so leicht, einfach mal allen Frust herauszulassen und an den Nächstbesten weiterzugeben.
Doch weißt du was? Gott hat uns einen Verstand mitgegeben. Und ein Herz gleich dazu. Du und ich müssen nicht Opfer unserer Umstände und Gefühle sein. Du und ich müssen nicht unseren Frust bei anderen herauslassen! Denn du und ich haben die Fähigkeit, achtsam zu sein!
Was genau meine ich mit dem Wort Achtsamkeit?
Per Video hat der Theologe, Sprecher und Autor Dr. Johannes Hartl vor kurzem sehr ausführlich über Achtsamkeit gesprochen. Ich lege dir ehrlich ans Herz, tiefer ins Thema einzusteigen und dir sein Video unter folgendem Link selbst anzuschauen: https://www.youtube.com/watch?v=7kmoqf6PNE8
Das Kernprinzip von Achtsamkeit möchte ich dir bereits hier in diesem Blog kurz vorstellen.
Achtsamkeit gelingt durch das Einhalten von drei Prinzipien. Es ist tatsächlich ziemlich einfach, achtsam zu leben. Und ich möchte dich ermutigen, diesen Dreischritt selbst anzuwenden. Genau dann, wenn du dich von Hoffnungslosigkeit so erschlagen fühlst!
1. Ich werde mir der Lage bewusst.
Alles beginnt damit, dass ich mir bewusst werde, dass Stress und Hoffnungslosigkeit in mir aufkommen. Jetzt kann ich mir das Ganze genauer ansehen. Was löst den Stress überhaupt aus? Sind es die aktuellen Nachrichten? Ist es die Abgabe in der Uni? Der Streit mit einem Freund oder einer Freundin?
2. Es geht nur um den jetzigen Moment.
Wenn ich mir meiner Gefühlslage bewusst werde, geht es nur um das Hier und Jetzt. Es geht nicht darum, wie ich mich vor ein paar Wochen gefühlt habe. Oder um andere Sachen. Meine Konzentration liegt einzig und allein auf meiner aktuellen Herzenssituation.
3. Ich bewerte die Situation nicht.
Grundsätzlich ist es erstmal in Ordnung, dass ich fühle, was ich fühle. Letztendlich kann ich meine Emotionen ja sowieso nicht aus eigener Kraft verändern. Achtsamkeit gelingt nur, wenn ich mir eingestehe, dass ich denke, was ich denke, und empfinde, was ich empfinde.
Was so simpel klingt, ist lebensverändernd! Erst recht, wenn ich Achtsamkeit trainiere. Bei mir passt es jeden Morgen gut. Wenn mich die Sorgen überkommen, nehme ich mir bewusst Zeit, mindestens eine Minute für ein achtsames Beobachten meiner Gefühlslage.
Ich möchte gerne an den Punkt kommen, an dem ich bei jeder lähmenden und negativen Emotion automatisch in ein Reflektieren im Sinne der Achtsamkeit komme.
Denn Achtsamkeit sorgt dafür, dass ich hoffnungsvoller werde. Weil ich verstehe, woher mein Stress kommt. Im besten Fall kann ich so ganz gezielt gegen die Hoffnungslosigkeit arbeiten, weil ich die Quelle für die negative Emotion finde: Sind es die Nachrichten am Morgen? Dann checke ich sie nicht mehr. Ist es die Deadline, die ich nicht bearbeitet bekomme? Dann lege ich mir noch heute einen Plan an, wie ich diese Aufgabe angehe.
Als Christin klammere ich Gott aus dem Prinzip der Achtsamkeit nicht aus. Deshalb möchte ich an dieser Stelle noch einen vierten Punkt ergänzen:
4. Gott in meine Emotionslage einbeziehen.
Ich gebe meine Emotionen an Gott ab. Dafür kann ich mir viel Zeit nehmen, aber es reicht auch ein ehrlich gemeinter kurzer Satz wie: „Gott, ich gebe dir meine Hoffnungslosigkeit ab und bitte dich darum, dass du sie mir nimmst und mir neue Hoffnung schenkst. Amen.“ Denn Gott kommt es immer auf unser Herz hinter einem Gebet an.
In seinem Wort verspricht Gott dir und mir folgende Perspektive:
„Hört auf, euch Sorgen zu machen um euer Essen und Trinken oder um eure Kleidung. Warum wollt ihr leben wie die Menschen, die Gott nicht kennen und diese Dinge so wichtig nehmen? Euer himmlischer Vater kennt eure Bedürfnisse. Macht das Reich Gottes zu eurem wichtigsten Anliegen, lebt in Gottes Gerechtigkeit, und er wird euch all das geben, was ihr braucht. Deshalb sorgt euch nicht um morgen, denn jeder Tag bringt seine eigenen Belastungen. Die Sorgen von heute sind für heute genug.“ (Matthäus 6:31-34, NLB)
Stress kommt auf, wenn sich deine Gedanken nicht mehr auf diese Wahrheit richten, dass Gott mit dir, in dir und für dich ist.
Durch Achtsamkeit kannst du es schaffen, deine Gedanken wieder auf diese Wahrheit Gottes zu richten.
Der Stress wird gehen.
Die Hoffnungslosigkeit wird gehen.
Neue Hoffnung wird entstehen.
Das wünsche ich dir!
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