Sommerzeit ist Hochzeitszeit! In kaum einen einzelnen Tag werden so viele Gedanken, Planung und immens viel Geld hineingesteckt wie in den Hochzeitstag! Denn dieser Tag kommt ja bekanntlich nur einmal im Leben. Richtig, oder?! Das ist zumindest der Wunsch und auch das Ziel jedes Paares, das sich vor Gott und Zeugen zueinander bekennt und eine lebenslange Liebe „in guten wie in schlechten Zeiten“ schwört.
Ich möchte keineswegs deine ehrlichen und festen Absichten hiermit zerstören oder ins Wanken bringen, sondern heute und hier jedes Paar und insbesondere angehende Ehepaar dazu ermutigen, über diesen besonderen Tag hinauszuschauen und etwas weiter zu planen.
Hier ein paar Statistiken:
Zwischen den Jahren 2000 und 2016 wurden in Deutschland durchschnittlich 387.000 Ehen pro Jahr geschlossen. Parallel dazu lag die Scheidungsrate in diesen 17 Jahren bei 49 %. 2016 betrug die durchschnittliche Ehedauer 15 Jahre, wobei die häufigsten Trennungen im 7. Ehejahr stattfanden. Fast jede zweite Ehe wird in Deutschland wieder geschieden. Im Jahr 2019 gab es knapp 18 Millionen Ehen in Deutschland, die sich seit den 70er Jahren kontinuierlich verringern. Viele Menschen heiraten heute gar nicht mehr, leben in einer Langzeitbeziehung, sind Dauersingles oder springen von einer Partnerschaft in die nächste, was jedoch keine Statistik so richtig aufgreifen kann.
Das ist erst mal ernüchternd. Und natürlich würden die meisten von uns sofort denken, dass sie auf gar keinen Fall in diese 49 %-Rate hineinfallen werden. Und doch würde wohl kaum einer von uns einen Neuwagen kaufen, wenn er weiß, dass jedes zweite oder sagen wir mal jedes dritte Auto dieser Serie nach 6 Jahren einen Totalschaden hätte. Ich zumindest nicht!
Meine Eltern ließen sich nach 28 Jahren Ehe scheiden, nach 25 Jahren folgte bereits die räumliche Trennung. In der Grundschule bekam ich die erste Trennung der Eltern eines Klassenkameraden mit. In der Oberschule kamen ein einige weitere dazu. Ich war überzeugt, dass sich meine Eltern niemals trennen würden. Es kam anders.
Nun bin ich selbst seit über 10 Jahren verheiratet, Mutter von zwei energiegeladenen Mädels, und gemeinsam haben wir 2020 Homeschooling, Kita-Ersatz und zwei Jobs irgendwie geschmissen. Aber „irgendwie“ trifft es auch am ehesten. Mein Mann und ich sind an unsere absoluten Grenzen gekommen. Unsere Zündschnur wurde immer kürzer. Und wenn wir heute hin und wieder mit anderen Paaren mit Kindern sprechen, dann hören wir die gleichen Stories. Die letzten 1,5 Jahre waren eine echte Zerreißprobe für Beziehungen, Partnerschaften, Ehen und insbesondere junge Familien. Der Satz „in guten wie in schlechten Jahren“ wurde gut gedehnt.
Ja, der Hochzeitstag darf groß gefeiert werden. Ja, natürlich darf man sich den auch etwas kosten lassen. Wir hatten eine wundervolle, budgetierte Hochzeit in Sydney. Sie war wirklich schön und hat in etwa die Hälfte einer durchschnittlichen Hochzeit in Australien gekostet. Was immer noch sehr viel Geld war.
Aber viel wichtiger war uns, dass wir uns beide gründlich auf die Ehe vorbereiten wollten.
Ehevorbereitung gab es in den 80er und 90er Jahren, in denen deine und meine Eltern vermutlich geheiratet haben, noch nicht oder nur sehr selten. Das fing gerade erst an. Dafür trennte man sich aber immer häufiger, wenn man als Ehepaar nicht mehr weiterkam. Das wiederum war ein paar Jahrzehnte vorher noch ein gesellschaftliches No-Go gewesen.
Als wir dateten, hatten wir zahlreiche Möglichkeiten, uns auf ein gemeinsames Leben miteinander vorzubereiten. Diese Chance haben wir sofort ergriffen, denn wir kamen beide aus komplizierten Familienverhältnissen und ganz nebenbei wurden wir zwei in total unterschiedlichen Kulturen erzogen. Wir sind in vielen Dingen bis heute grundverschieden. Umso wichtiger war es für uns, zu wissen, worauf wir beide uns da einließen.
Du kannst das auch. Ihr könnt das auch. Ich empfehle es jedem Paar, das bei uns auf der Couch sitzt und gerade dabei ist, seine Traumhochzeit zu planen, sich unbedingt die Zeit zu nehmen, mit einem Ehevorbereitungskurs in die Zeit nach dem großen Hochzeitstag zu investieren. Denn eine Scheidung ist teuer und extrem schmerzhaft. Und Prävention ist so viel einfacher und kostengünstiger, als eine gegen die Wand gefahrene Ehe zu reparieren.
In Indien, woher mein Mann ursprünglich kommt, gibt es bisher wenig Liebesehen. Bis heute werden Ehen dort überwiegend von den Eltern heiratsfähiger Kinder arrangiert. Man weiß, worauf schon seit Jahrhunderten bei der Findung des passenden Partners Wert gelegt wurde. Für mein europäisch-westliches Denken ist das immer noch unvorstellbar. Doch es funktioniert überdurchschnittlich gut. Die Eltern schauen auf Kriterien wie Bildung, Werte, Glaube, äußerliches Erscheinen, Familienhintergrund und auch Einkommen. Heute dürfen die jungen Menschen bei der Auswahl mitentscheiden. Doch schlussendlich vertrauen sie ihren Eltern, dass diese eine gute Wahl für sie treffen werden.
Arrangierte Ehen sind den meisten von uns wahrscheinlich vollkommen fremd. Wir kennen sie höchstens aus der Bibel. Denn fast alle Ehen, die wir in den Geschichten der Bibel lesen, klammern wir mal die Ehen der Könige aus, wurden auf diesem Weg gestiftet.
Aber nur, weil wir diesen Weg heute nicht mehr wählen, bedeutet das nicht, dass die Kriterien, die über Hunderte von Jahren Sinn ergeben haben, für uns gleichgültig wären.
Eine ähnliche Bildung, geteilte Werte, der gemeinsame Glaube, ein ähnlicher Familienhintergrund und körperliche Anziehungskraft sind auch für uns nicht unwichtig.
Meine Schwiegereltern habe ich erst am Traualtar kennengelernt. Die ganze Familie meines Mannes einige Wochen später bei unserer zweiten sehr großen Feier in Indien. Ich hatte einen „leichten“ Kulturschock.
Investiere in deine zukünftige Ehe – nicht nur in deinen Hochzeitstag!
Ich möchte dir drei gute Optionen vorstellen, wie du dich auf deine zukünftige Ehe gut vorbereiten kannst. Du kannst natürlich auch nur einen Weg wählen, ich ermutige dich jedoch, alle drei Optionen miteinander zu verknüpfen. Glaub mir, es kostet dich nicht viel, doch der Mehrwert ist unbezahlbar.
Lest gemeinsam ein Buch, das euch einen realistischen Blick auf die Ehe gibt.
Seitdem das Buch „Ehe: Gottes Idee für das größte Versprechen des Lebens“ von Timothy und Kathy Keller 2013 erschien, verschenke ich es immer wieder an Hochzeitspaare, die ich auf dem Weg in ihre Ehe begleiten darf. In diesem Buch wird Ehe als die schmerzlichste und zugleich wunderbarste Verbindung zwischen Mann und Frau beschrieben und Gottes Plan und Sinn der Ehe werden noch mal vollständig und hilfreich dargestellt. Andere Bücher, die ein junges Paar begleiten und unterstützen können, sind:
- Das Ehe-Buch: Schritt für Schritt zu einer erfüllten Partnerschaft. (Nicky & Silas Lee)
- Die fünf Sprachen der Liebe. Wie Kommunikation in der Partnerschaft gelingt. (Gary Chapman)
- Du + ich in Ewigkeit. Wie der Himmel unsere Ehe revolutioniert. (Francis & Lisa Chan)
- Liebe und Respekt. Die Nähe, nach der sie sich sehnt. Die Anerkennung, die er sich wünscht. (Emerson Eggerichs)
Macht so bald wie möglich einen Ehevorbereitungskurs. Nicht erst nach der Hochzeit! J
Es gibt mittlerweile mehrere sehr gute Kurse, die Paare auf die Ehe vorbereiten. „Prepare & Enrich“ ist einer davon. Diesen haben wir als Paar bereits zweimal selbst gemacht – vor der Ehe und nach der Geburt unseres ersten Kindes. „Prepare & Enrich“ ist ein wissenschaftlich erstelltes und erforschtes Programm. Mit Hilfe eines Tests hilft es Paaren, die Stärken und Ressourcen der eigenen Beziehung zu entdecken. So werden auch Wachstumsbereiche angesprochen und nicht unter den Teppich gekehrt. Gemeinsam mit einem speziell dafür ausgebildeten Ehepaar kommt man als Paar über die Partnerschaft ins Gespräch.
An dem Ehevorbereitungskurs von Nicky und Silas Lee haben wir zwar nicht selbst teilgenommen, dafür sind wir im ersten Halbjahr dieses Jahres mit einem weiteren Paar gemeinsam durch ihren Ehekurs gegangen. Ich kann nur sagen: Auf den Punkt gebracht. So hilfreich und so wertvoll. Wir sind immer noch dran, einige der Punkte für uns aufzufrischen.
Lasst euch von anderen Paaren begleiten!
Kennst du ein Ehepaar in deinem Umfeld, das Partnerschaft auch nach einigen Ehejahren so lebt, wie du es dir für deine eigene Ehe vorstellst? Dann geh auf es zu! Frag es, ob es dich beziehungsweise euch als Paar begleiten wollen würde.
In Australien hatten wir drei Paare, die uns erlaubten, in ihre Ehen hineinzuschauen. Wir haben sie mehrfach aufwendig bekocht, denn das konnten wir uns als Studenten gerade so leisten. Für eines dieser Paare haben wir sogar einen Babysitter für das Kind organisiert, damit wir eine entspannte und wertvolle Zeit miteinander haben konnten, in der wir es mit all unseren Fragen durchlöcherten. Mit einem Paar, das damals schon bereits über 30 Jahre verheiratet gewesen war, hatten wir einen Ehevorbereitungskurs. Ein weiteres Paar war wie wir interkulturell zusammengestellt und konnte uns dabei ermutigen und stärken. Das dritte Paar hat uns pastoral begleitet.
Gute, gesunde Ehen zu erleben, kann den Blick auf die eigene Beziehung schärfen, helfen, erste voreheliche Hürden zu verstehen und im besten Fall hat man tolle Menschen für viele weitere Jahre an der Seite, die auch in echten Herausforderungen für einen da sind.
Eine gute, gesunde und anhaltende Ehe ist Arbeit. Immer und immer wieder. Und das fängt bereits vor der Ehe an. Der Hochzeitstag ist hoffentlich einmalig und unvergesslich. Die Ehe fängt danach erst richtig an.
Leave a reply