Wenn es einen Bibelvers gibt, über den ich in seiner Aussage immer wieder stolpere, dann ist es wohl Johannes 16:7. Dort sagt Jesus allen Ernstes, dass es gut sei, wenn er die Welt verlässt. Die Jünger müssen damals nicht schlecht gestaunt haben, als sie diesen Satz hörten. Da ist einer, der Wunder über Wunder tut, ein Freund und Lehrer, der Zeit und Gemeinschaft mit seinen Jüngern verbringt, einer, bei dem man sich einfach angenommen und zu Hause fühlt. Und dieser jemand behauptet, das Beste wäre, wenn er ginge. Unfassbar in meinen Augen! Doch Jesus begründet seine Aussage zum Glück: „Denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Tröster nicht zu euch.“
Hiermit weiht Jesus die Jünger in die Zeit nach seiner Himmelfahrt ein. Er präsentiert den Heiligen Geist als Helfer und Tröster, der seine Rolle übernimmt. Wenn ich mir auch des Öfteren gewünscht habe, einmal live mit Jesus unterwegs zu sein, so müsste ich laut dieser Aussage nicht traurig sein, dass ich im 21. Jahrhundert lebe. Das Kommen des Heiligen Geistes ist vielleicht ein Moduswechsel, aber keinesfalls ein Qualitätswechsel. Ohne ihn müsste ich heute ziemlich viel Glück haben, Jesus genau dann zu treffen, wenn er in meiner Gegend unterwegs ist. Mit dem Heiligen Geist lebt Jesus dagegen in jedem von uns und er gibt uns eine neue geistliche Identität. Diese neue Identität bildet auch die Ausgangsbasis für das Leben im Reich Gottes.
In den letzten 40 Tagen, die Jesus mit seinen Jüngern verbracht hat, ging es, so berichtet uns die Apostelgeschichte, um genau dieses eine Thema: das Reich Gottes (Apg. 1:3). 40 Tage, und nur ein Thema. Es scheint Jesus wohl sehr ernst und wichtig gewesen zu sein. Da wir auch heute noch in dieser Zeit leben, verliert das Thema nicht an Relevanz. Meines Erachtens ist der Begriff des Reiches Gottes perfekt dafür geeignet, um über den Bereich zwischen der irdisch-sichtbaren und der geistlich-wahrnehmbaren Dimension unserer Wirklichkeit zu sprechen. Wir leben nicht einfach von dem, was wir sehen oder uns logisch herleiten können. Wir leben von dem, was Gott sich für uns einfallen lässt, von dem, was er uns aufzeigt, und von dem, wozu er uns sendet. Als seine Jünger im 21. Jahrhundert ist es unser Auftrag, auch andere Menschen in diese geistliche Realität zu führen. Doch dafür müssen wir selbst lernen und einüben, mit Gott zu interagieren, beide Bereiche unserer Wirklichkeit zu verbinden und sein Handeln in unserem Leben sichtbar werden zu lassen.
Als Symbol dafür, wie wir lernen können, in der „Reich Gottes“-Perspektive zu leben und zu erleben, wie Gott in unserem Leben prägend wirkt und uns formt, eignet sich ein Kreis. Dieser Kreis befindet sich unterhalb zweier Linien, zwischen denen ein Abstand ist. Die oberste Linie stellt dar, dass Gott handelt. Die untere Linie stellt uns dar, die wir auf dieser Welt leben. Nun kommt es zu Strahlen von Gott, die in unser Leben hineinstrahlen und den Bereich zwischen den beiden Linien füllen. Gottes Aufschläge, Einfälle und sein Handeln.
Indem Jesus seinen Jüngern schon damals sagte, dass das Reich Gottes nahe ist (Markus 1:14-15), können wir auch heute damit rechnen, dass Gott etwas tun will. Er bringt seine Wirklichkeit mit deiner in Verbindung. Diese heiligen Momente öffnen neue Türen und Möglichkeiten mit der „Reich Gottes“-Perspektive, und du stellst beispielsweise fest: „Jetzt ist ein günstiger Moment, um …“ Oder diese Momente können dir eine Begegnung eröffnen, die dich prägen wird, es können Fragen sein, die dich über einen längeren Zeitraum begleiten und bei denen Gott dich auf eine Lernreise schickt. Das können aber auch Verknüpfungen von vielen scheinbar zufälligen Inputs sein, anhand derer Gott dir ein Thema wichtig werden lässt. Du siehst, Gott ist hier nicht beschränkt und stößt verschiedenste Kreisläufe (hierfür steht der Kreis unterhalb der Linien) an.
Bei all dem dürfen wir darauf vertrauen, dass wir vom Heiligen Geist geleitet werden. Es ist nicht so, dass der Heilige Geist begrenzte Zeiten hat, in denen er in deinem Leben wirken will. Nein, er ist permanent am Werk und es ist unsere Aufgabe, ihn nicht zu unterdrücken. Wir als Jünger müssen ihn nicht erst motivieren, sich zu bewegen oder zu handeln. Er ist in Bewegung. Wir entscheiden nur darüber, wie viel Raum und Einfluss wir ihm geben. Durch ihn können wir Gottes Wirken, Ideen und Handlungsabsichten erkennen und einen Blick für das Reich Gottes erlangen. Hierbei kann wiederum ein Dreischritt aus Hören, Umdenken und Tun helfen. Hören meint, wahrzunehmen, was Gott äußert. Umdenken meint, sich in die Perspektive Gottes hineinnehmen zu lassen und dann im Tun das Wirklichkeit werden zu lassen, was Gott vorbereitet hat.
Ich will dich ermutigen, dich in diese Kreisläufe, die Gott auch in deinem Leben anstoßen will, hineinnehmen zu lassen. Diese Kreisläufe lassen dich immer mehr seine göttliche Wirklichkeit erkennen und mit der „Reich Gottes“-Perspektive leben. Fang wieder an, auf Gott zu hören und ihn zu fragen, was er hier und heute in deinem Leben tun will. Er hat Großes mit dir vor und wartet nur darauf, mit dir gemeinsam sein Reich zu bauen. Überlege, wie du darauf reagieren kannst, und lass dich von ihm gebrauchen!
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