Solch eine richtige Wanderung kann schon mühsam sein. Je nach Wetterlage, möglicherweise fehlender Ausstattung und Schwierigkeitsgrad steht und fällt die Lust, um loszugehen, oder aber auch, um nicht mittendrin aufzuhören. Am Anfang klingt alles ganz herrlich: das Panorama, die Weite und Schönheit aus einer anderen Perspektive. Doch bis wir dorthin kommen, muss etwas getan werden. Vielleicht ist sogar ein Umweg dabei, oder aber eine zusätzliche Pause, um neue Kraft zu finden. Natürlich schaue ich mir vorher an, wie die Route ausgeschrieben ist. Wenn ich dann aber vor Ort bin, kann diese auch schon mal abweichen.
Ich würde mich nun nicht als große Wanderin bezeichnen, doch ich liebe die Berge und bin gerne mal dort. Für mich ist es eine Art Auszeit, und doch muss ich hier immer zusätzliche Energie aufbringen, um an mein gewünschtes Ziel zu gelangen. Ich erinnere mich noch gut an eine Wanderung in der Schweiz, wo wir uns ein herrliches Ziel ausgesucht hatten. Der Ausblick auf einen der für mich schönsten Seen dort, damit ging es los. Nach und nach wurde ersichtlich, dass wir auf die Alpine-Route kamen, die wirklich einiges abverlangte. Das kann ich dir echt sagen. Wären wir losgezogen, wenn wir dies vorher gewusst hätten? Ich bin ehrlich mit dir, ich hätte es vorab nicht klar mit „Ja“ beantworten können. Doch in der Zeit, während es den Berg hoch ging, habe ich einiges über mich gelernt: Ausdauer, um weiterzulaufen, trotz sämtlicher Widerstände und Ehrfurcht, und dass die Schönheit um mich herum nicht als selbstverständlich angesehen wird. Dann kamen wir oben an – Herrlichkeit. So war es jedenfalls für mich, und es wurde deutlich, wofür man diesen anstrengenden Weg gegangen war.
Amüsant sowie wichtig ist es vielleicht, noch zu erwähnen, dass es mit dem Aufstieg allein nicht geschafft war, denn irgendwie mussten wir ja auch wieder nach unten kommen. Ein Abenteuer – so viel sei verraten. Zurückschauend kann ich allerdings sagen, dass ich, wenn ich früher gewusst hätte, wie viel ich auf diesem Weg bzw. bei solch einer Wanderung charakterlich dazu lerne, bewusster losgelaufen wäre.
Wenn wir in die Bibel schauen, so ist eine der wohl bekanntesten Wanderungen die des Volkes Israel. Und diese Wanderung war um einiges länger als meine Wanderung an einem Wochenende. Die Essenz des Wanderwegs ist jedoch vom Grundsatz her ähnlich, denn worum ging es hier? Charakterbildung. Kleine Schritte zu gehen, die einiges abverlangen und doch für ein größeres Ziel stehen. Auf diesem Weg braucht es Ausdauer, Fitness, Willen und einen klaren Fokus auf die ursprünglichen Beweggründe, um loszulaufen. Wenn ich darüber nachdenke, wie Gott in meinem Leben gewirkt hat und immer noch wirkt, so sind es nicht die großen Schritte, sondern die kleinen Schritte. In diesen Momenten, wenn ich weitergegangen bin und mit seiner Hilfe weitergehen will, obwohl der Anstieg für mich zu schwer erscheinen mag. Oftmals bildet sich das Ziel oder ein Wunsch, bevor wir überhaupt erahnen können, dass es dieser steinige Weg dorthin ist, der uns für Weiteres vor Ort ausbildet.
Mittlerweile muss ich immer ein wenig schmunzeln, wenn ich sinnbildlich vor diesen anstrengenden Aufstiegen oder Wanderungen stehe. Anstrengendes mag kommen, und doch kann ich es um einiges besser einordnen, da ich weiß, dass jeder Schritt eine Chance in sich birgt, mich unerwartet weiterentwickeln zu können.
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