Wo steckt er bloß? Laut Hollywood kann es doch gar nicht so schwierig sein: Nichtsahnend nimmt man eine neue Arbeitsstelle am anderen Ende der Welt an, kommt durch familiäre Umstände zurück in seine alte Heimat oder trinkt sich gerade den Frust der letzten zerbrochenen Beziehung von der Seele. Plötzlich und aus dem Nichts lernt man dann jemanden kennen, der zu Beginn meist unsympathisch und unattraktiv erscheint. Im Laufe der 90 Minuten Filmdauer stellt sich dann jedoch heraus, dass man mehr Ähnlichkeiten als Unterschiede aufweist, die Schmetterlinge wild durch die Gegend schwirren und das Knistern in der Luft nicht nur vom Ofen kommt. Spätestens um 21 Uhr passiert es dann. Der lang ersehnte Kuss. Alles erscheint perfekt. Die Beziehung besiegelt, ohne große Worte. Natürlich allein durch blindes Verstehen und das Beste scheint, jetzt erst zu beginnen. Der Mann setzt alles daran, seine Angebetete zu verwöhnen, wie eine Prinzessin zu behandeln und bloß keine Trennung durch mögliches Fehlverhalten zu riskieren. Frühstück am Bett, stundenlanges Zuhören, ausgedehnte Spaziergänge zu jeder Tages- und Nachtzeit, Gespräche, bei denen es nie zu Missverständnissen kommt und auch die Mutter hätte sich keinen besseren Schwiegersohn vorstellen können. Welch ein Traum – und welch ein Anspruch!
Ich würde lügen, wenn ich behauptete, keine Freude oder Unterhaltung beim Anschauen solcher Filme zu verspüren. Ganz im Gegenteil, oft ist es sogar diese „leichte Kost“, bei der es sich nach einem stressigen Tag besonders gut entspannen lässt. Man lässt sich berieseln und muss nicht wie bei einem Krimi das Lösen des Falles aufmerksam verfolgen.
Erst im Laufe der Jahre habe ich dann jedoch bemerkt, dass mich solche Liebesfilme mehr beeinflussen und prägen, als ich dachte. Das Bild meines potenziellen Partners wurde mehr und mehr von den Rollen der männlichen Schauspieler vervollständigt und ich hatte deren Eigenschaften und Charakterzüge bei jedem Aufeinandertreffen mit Männern meines Umfelds im Hinterkopf und habe anhand dessen bewertet. Man könnte fast sagen, ich trug die Hollywood-Brille und war der festen Überzeugung, dass mein Traumpartner und Mr. Perfect nur darauf wartet, von mir in Empfang genommen zu werden.
Zu diesem Zeitpunkt war mir nicht bewusst, dass Mann und Frau in ihren Filmrollen annähernd wesensgleich dargestellt werden. Nur so scheint es zu funktionieren, dass wenige Konflikte entstehen, die Partner sich von Anfang an blind verstehen und immer wissen, was die Bedürfnisse des Gegenübers sind. Diese Annahme basiert jedoch auf einer Lüge – so musste ich feststellen. Blicken wir in die Bibel und dort speziell auf die Schöpfung von Mann und Frau, dann fällt auf, dass Gott Adam eine Rippe entnimmt, um daraus dessen Frau, Eva, zu formen. Dies hat zur Folge, dass Eva nun etwas besitzt, das Adam fehlt. Sie können also nicht gleich sein. Männer und Frauen sind verschieden! Und das ist auch gut so. Nur so kann gegenseitige Ergänzung stattfinden.
Dennoch, und das ist menschlich und grundsätzlich nicht verkehrt, haben wir Erwartungen an eine Liebesbeziehung. Bauen wir diese Erwartungen jedoch auf der Lüge auf, dass unser Gegenüber genau oder zumindest annähernd so sein muss wie wir, werden wir häufig schnell enttäuscht. Enttäuschungen sind immer nicht eingetroffene Erwartungen. Egal, ob bewusst oder unbewusst gesetzt. Hierbei ist wichtig zu beachten, dass uns nicht die Person an sich getäuscht hat, sondern wir in unserer Erwartung und Vorstellung jener Person getäuscht wurden. Lass mich an dieser Stelle klarstellen, dass es ebenso wenig gut ist, keine Erwartungen und Vorstellungen an eine Beziehung zu haben. Sich als Christ so weit zurückzunehmen und davon auszugehen, dass es bloß einen Christen des anderen Geschlechts brauche und dies jede Erwartung und Vorstellung automatisch auch erfülle, um eine Beziehung eingehen zu können, ist zu kurz gedacht. Gott hat uns in unseren natürlichen menschlichen Bedürfnissen doch viel komplexer geschaffen und er freut sich, wenn wir durch eine Beziehung und unser Gegenüber aufblühen und zu dem Menschen werden, den Gott schon in uns sieht. Den Glauben dabei als Basis zu haben, ist meiner Meinung nach dennoch unverzichtbar – wieso, erkläre ich dir später.
Oftmals neigen insbesondere wir Frauen dazu, den potenziellen Partner von unseren besten Freundinnen oder anderen engen Bezugspersonen abchecken zu lassen. Wir fragen nach deren Meinung und sobald irgendetwas auffällt, das nicht ins Raster passt, ist dieser Mann durchgefallen. Und das oft aus einem ganz nichtigen Anlass, der womöglich nur für eine der Bezugspersonen als störend empfunden wurde. Dennoch, wie könnten wir jemanden daten oder sogar eine Beziehung eingehen, der nicht in den Freundeskreis passt und schief angeschaut wird? Mit dieser Methode kann man sich jahrelang beschäftigen und immer wieder scheitern.
Ich durfte in den vergangenen Jahren durch gescheiterte Beziehungen erkennen, was mir in einer Partnerschaft wichtig ist, wo Kompromisse denkbar und möglich sind und wo ich an meine Grenzen komme. Dies hat mir sehr dabei geholfen, mich in meinem Handeln und Denken zu reflektieren und meine Rolle in einer Beziehung zu analysieren. Auf Basis dessen habe ich angefangen, eine Liste zu schreiben. Eine Liste mit all den Werten, Vorstellungen, Eigenschaften und Bedürfnissen, die ich selbst geben will und mir von meinem Partner und der gemeinsamen Beziehung wünsche. Hierbei kam ganz schön viel zusammen. Unter anderem auch Belangloses und aus allen denkbaren Bereichen: Hobby, Freizeit, Kinder, Haushalt, Urlaubsziele, Visionen, Kultur, Mode … Fast wie ein Wunschzettel. Den habe ich dann an den Weihnachtsmann gesendet und pünktlich zum 24.12. lag mein gebackener Traumpartner unter dem Baum. Nein, so war es natürlich nicht und ich will dir erklären, warum diese Liste nicht ellenlang blieb.
Nachdem die Liste geschrieben war, bin ich sie noch einmal durchgegangen und habe alles gestrichen, was für mich nicht unverzichtbar war. Das habe ich so lange gemacht, bis ich auf drei bis fünf Punkte kam, die mir wirklich wichtig waren und sind. Hierbei ging es um Lebensentwürfe, die Persönlichkeit und Eigenschaften wie Treue. Diese Liste hat alles verändert. Meinen Blick auf die Männer meines Umfelds und die Vorstellung einer perfekten Beziehung. Und tatsächlich gehörte mein Mr. Perfect schon länger zu meinem Bekanntenkreis und ich hatte ihn vorher einfach nicht gesehen.
Lass mich abschließend noch einmal zusammenfassen:
- Die Liebesfilme aller Welt sind und bleiben Utopien einer Beziehung. Lass dich von scheinbar perfekt funktionierenden Partnerschaften und Charakterzügen des anderen Geschlechtes weder unter Druck setzen noch inspirieren, dies als Basis deiner Partnersuche zu nehmen.
- Erstelle deine eigene Liste. Schreibe alles auf, was dir wichtig ist – auch die scheinbar belanglosen Aspekte. Fange dann an, zu reflektieren und die nicht unverzichtbaren Punkte zu streichen. Dies bedeutet natürlich nicht, dass dein zukünftiger Partner jene Kriterien nicht auch erfüllen darf 😉
- Nimm deinen Glauben als Basis! Sei dir bewusst, dass Gott uns Menschen als Beziehungswesen geschaffen hat und sich riesig freut, wenn zwei so unterschiedlich erscheinende Menschen zueinanderfinden und sich lieben lernen. Sei dir jedoch auch bewusst, dass dein Partner kein Gott-Ersatz ist. Damit meine ich, dass du deinen Partner niemals allein dafür verantwortlich machen solltest, deine Bedürfnisse zu erfüllen. Letztlich sind wir auf Jesus angewiesen, der unseren Liebestank überreich füllen kann, sodass wir uns tief im Innern angenommen und geliebt wissen.
- Mach dir keinen Stress bei der Suche! Das Glück kann eine ganze Weile auf sich warten lassen und manchmal liegt es direkt vor deiner Nase. Vertraue hierbei auch auf Gott und bleibe mit ihm im Gespräch.
Leave a reply