Immer wieder bekomme ich ähnliche Fragen gestellt. Sollte ich eine Beziehung mit einer Person eingehen, die nicht an Jesus glaubt? Was kann falsch daran sein, mit einem Menschen zusammen zu sein, der nicht in Beziehung mit Gott steht, wenn wir doch sonst so gut zusammenpassen? Kann ich jemanden heiraten, der/die nicht Christ/in ist?
Immer wieder stelle ich mir dabei die Frage, wenn ich solche Fragen an mich gerichtet höre oder lese, welche Antwort du denn gern hättest. Eine einfache! Einen Regelkatalog? Oder lieber eine Antwort, die dich selbst und mündig entscheiden lässt? Denn schließlich musst ja du mit den Konsequenzen deiner Entscheidung leben, und nicht ich. Und eine verbindliche Beziehung, die Ehe, sollte ja bekanntlich einmalig sein und bis zum Lebensende anhalten. Also, welche Antwort hättest du gern?
Mein Mann und ich sind grundverschieden. Mein Mann ist Inder, so richtig. Bedeutet, er ist in Indien geboren und bis zu seinem 26. Lebensjahr dort aufgewachsen. Ich bin Deutsche. Auch so richtig! In vielen, vielen Kleinigkeiten und manch einer größeren Sache gehen unsere Geschmäcke, Gedanken und Ansichten auseinander. Man könnte meinen, uns trennt mehr, als uns verbindet. Und dennoch ist das genau andersherum. Uns verbindet weitaus mehr, als uns trennt. Denn was unser Alleskleber ist, das soll nicht kitschig klingen und das meine ich mit ganzer Überzeugung, ist unser Glaube an Jesus Christus. Jesus ankert uns individuell und Jesus stellt unsere Beziehung auf ein gemeinsames Fundament, wie es nichts anderes könnte.
Also, kannst du in einer Beziehung oder in der Ehe den Glauben allein leben? Ja, das kannst du. Empfehlen würde ich es dir aber niemals!
Jetzt wird der/die eine oder andere Christ/in anmerken, dass es in der Bibel in 2. Korinther 6:14 heißt:
„Geht nicht unter fremdartigem Joch [macht nicht gemeinsame Sache] mit Ungläubigen! Denn welche Verbindung haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit? Oder welche Gemeinschaft Licht mit Finsternis?“
Ja, stimmt! Hier warnt Paulus davor, sich mit Menschen zusammenzutun, eng zusammenzuarbeiten oder zu leben, die nicht den gleichen Glauben teilen. Und auch Gott „verbietet“ es seinem Volk Israel im Alten Testament der Bibel immer wieder, sich mit anderen Völkern eins zu machen, seine Töchter und Söhne mit denen zu vermählen, deren Gott nicht der einzig wahre Gott ist. Und doch lesen sich meines Erachtens die Gesetze und Mahnungen und Regeln in der Bibel wie folgt: Mein Kind, mein Sohn, meine Tochter, es wäre GUT FÜR DICH, wenn du das tätest und dies sein lassen würdest!
Gott will nicht, dass du ein/e Sklave/Sklavin seiner Gebote und Verbote wirst, sondern dass du sein Sohn bzw. seine Tochter bist und auf seine Stimme hörst.
Ein Joch zu zweit zu tragen, bedeutet, sich gemeinsam vor einen Karren spannen zu lassen und ein schweres Gewicht gemeinsam zu ziehen. Ehe ist ein wundervolles, aber auch durchaus schweres Gewicht. Und wenn man in einer verbindlichen Beziehung in unterschiedliche Richtungen zieht oder aber mit unterschiedlichen Voraussetzungen an den Start geht, wird es fast unmöglich. Stell dir vor, ein Esel und ein Araberhengst sollten gemeinsam eine Kutsche ziehen. Das funktioniert schlichtweg nicht, oder nur sehr begrenzt.
Als Leiterin in einer Kirche habe ich über die letzten 15 Jahre immer wieder Menschen kennengelernt, insbesondere Frauen, die in einer ungleichen Ehe sind, entweder aus eigener Unvernunft oder weil er oder sie erst nach der Eheschließung zum Glauben an Jesus Christus gekommen ist. Und manchmal würde ich solch eine erfahrenere Person einfach gern mit einem optimistischen Single zusammenbringen. 10 Minuten ehrlicher Austausch dürften ausreichen. Worte und Erfahrungen eines Menschen, der mit einem gutherzigen Mann oder einer gutherzigen Frau verheiratet ist oder auch war, der/die nicht den Glauben teilt.
Bedeutet das, dass jede Ehe von zwei Christen immer erfolgreich ist? Nein, leider nicht!
Doch die Ehe ohne einen gemeinsamen Glauben zu leben, kann eine von diesen drei nachfolgenden Konsequenzen verursachen – manchmal schleichend, häufig aber viel schneller:
- Um mehr mit dem/der Ehepartner/in übereinzustimmen, wird der/die Christ/in Jesus immer weiter an den Rand des eigenen Lebens schieben. Das sind oft langsame Prozesse, die aber immer deutlicher werden. Und dann wundert man sich, wie es überhaupt dazu gekommen ist. Das beginnt oft damit, dass man die Mitarbeit in oder den Besuch der Kirche nicht mehr ganz so ernst nimmt und nur noch unregelmäßig priorisiert. Wenn es dann auch noch um Geld geht, kommt es fast immer zu Spannungen. Denn wenn einer von zweien sich dafür entscheidet, regelmäßig den Zehnten oder andere Sonderspenden der Kirche oder Mission zukommen zu lassen, dann fehlt das Geld natürlich in der gemeinsamen Haushaltskasse. Spätestens aber, wenn man ein gemeinsames Kind hat, fragt man sich als Paar noch mal grundsätzlich, ob und wie man den Glauben an das Kind weitergeben möchte. Wenn man als Christ/in in der Ehe nicht immer wieder bereit ist, im Glaubensleben Kompromisse einzugehen, wird das den gemeinsamen Hausfrieden stören oder auch auf kurz oder lang zerstören. Das führt bedauerlicherweise viel zu oft dazu, dass der/die Christ/in den Glauben auf ein Minimum reduziert
- Der/die Gläubige kann aber durchaus auch unverändert an der Beziehung zu Gott und Kirche festhalten. Wenn sich der/die ungläubige Ehepartner/in weiterhin für den Glauben verschließt, bedeutet es, dass man einen nicht unwesentlichen Teil des Lebens allein (er)lebt. Geistliche Aktivitäten wie Gottesdienste, Kleingruppen, Mitarbeiterabende, Missionsreisen oder Glaubenskurse erzeugen dann immer wieder Spannungen in der Ehe, die infolgedessen die wertvolle Einheit und Verbundenheit des Paares gefährden. Das wiederum kann dazu führen, dass man als Paar irgendwann in Parallelwelten lebt und einander wirklich nicht mehr viel miteinander verbindet.
- Diesen konstanten Stress und solche kontinuierlichen Spannungen aufgrund einer so wesentlichen Lebensentscheidung, der Glaube und die Nachfolge von Jesus Christus, erträgt kaum eine Ehe auf Dauer. Dann gibt es nur zwei Möglichkeiten: Waffenstillstand oder Kapitulation. Man lebt zusammen, ist innerlich und emotional jedoch getrennt, oder die Ehe zerbricht daran irgendwann endgültig.
Ist es das, was du von deiner Ehe erwartest? Klingt das nach der Ehe, die du dir erträumst? Vermutlich nicht.
Als Ehepaar beten wir fast jeden Tag miteinander. Wir sind uns ernsthaft dessen bewusst, dass auch unser Wissen ein Ende hat und wir an unsere Grenzen kommen, immer wieder. Dann erleben wir, dass Gott in diesen Momenten unsere Limitierung mit seiner Weite füllt. Wir können bei Jesus ehrlich unsere Lasten abgeben, Vergebung aussprechen und auch für uns selbst und füreinander empfangen. Das hat in der Vergangenheit in unserer Ehe die eine oder andere Verletzung geheilt, die wir einander zugefügt haben. Unser wegweisendes Wertesystem basiert auf unserem Glauben. Letztlich entscheiden wir die meisten größeren Schritte in unserem Leben miteinander und mit Gott gemeinsam.
„Ein Einzelner kann leicht von hinten angegriffen und niedergeschlagen werden; zwei, die zusammenhalten, wehren den Überfall ab. Und: Ein dreifaches Seil kann man kaum zerreißen.“ (Prediger 4:12)
Wir brauchen Gott. Individuell und gemeinsam als Ehepaar. Unsere Ehe ist dadurch besser und stärker.
Natürlich kannst du den Glauben in einer Beziehung allein leben. Doch möchtest du das auch wirklich? Denn klar, schließlich kann sich der/die Ehepartner/in auch nach Jahren noch für deinen Glauben entscheiden. Das passiert! Und dafür bete ich regelmäßig bei Menschen, die ich schätze und liebe und die in ihrer Ehe den Glauben bislang allein leben. Doch es kann auch durchaus nicht passieren.
Bist du noch Single oder unverheiratet? Dann möchte ich dir nah ans Herz legen, hier gut überlegt und weise zu entscheiden, auch wenn es erst mal wehtun könnte.
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