Als ich das hier schreibe, würde ich mich seit über 7 Jahren als gläubige Christin verstehen. Aufgewachsen bin ich in einem Haushalt, in dem Gott durchaus eine Rolle spielte. Jeden Sonntag gingen wir in die katholische Kirche. Ich selbst war Messdienerin und las auch mal als Lektorin Bibeltexte in der Messe vor. Ich war in der Kirchenband, engagierte mich als Kind auch bei den Krippenspielen. Doch ich glaubte nicht an Gott. Rückblickend würde ich mich als „Namenschristin“ bezeichnen. Eine Christin auf dem Papier, aber nicht im Herzen. Ich glaubte nicht an Jesus Christus als meinen Retter und Erlöser.
Dann traf ich meine Entscheidung für mein Leben mit Jesus. Ich fand daraufhin ein Zuhause – zunächst in einer Pfingstkirche, dann in einer mennonitisch geprägten Gemeinde. Ich zog um und landete in einer Freikirche, die sich selbst keiner Denomination zuordnet und von vielen als „neo-charismatisch“ bezeichnet wird.
Neben und in all dem habe ich richtig viel mit Gott erlebt. Besonders viel davon war emotionaler Natur, würde ich sagen. Es ging mir oft darum, möglichst viel von Gottes Gegenwart und seiner Führung in meinem Leben „zu spüren“. Diese Erlebnisse haben lange Jahre – eigentlich wirklich sogar die ganzen letzten 7 Jahre – meinen Glauben standhaft gemacht und getragen. Und missen möchte ich nichts davon!
Doch jetzt, 7 Jahre später, begegne ich tatsächlich zum ersten Mal in meinem Glaubensleben starken Zweifeln. Ausgelöst wohl durch durchaus tragfähige Meinungen anderer Glaubensrichtungen, mit denen ich mich beschäftigt habe. Befeuert durch historische und wissenschaftliche Erkenntnisse, die scheinbar gegen die Bibel und allgemein gegen den christlichen Glauben sprechen.
Und ich weiß, dass ich damit nicht allein bin! Ich weiß, dass es da draußen so viel mehr Christen so ergeht wie mir. Sie wollen eigentlich mit einem starken Glaubensfeuer für Jesus brennen und doch kämpfen sie mit Zweifeln. Und vielleicht sind sie sogar kurz davor, ihren Glauben aufzugeben, der ihr Leben die letzten Jahre doch eigentlich so reich gemacht hat.
Jetzt stehen wir am Anfang dieses neuen Jahres. Und ich möchte 2022 ganz bewusst mit folgendem Plädoyer an die Glaubenszweifel starten, und dich gleichzeitig einladen, dich diesem Vorsatz anzuschließen: „Ich möchte lernen, meine Zweifel zu lieben!“
Denn: Zweifel müssen dir und mir nicht unseren kostbaren Glauben rauben. Sie können ihn weiter und tiefer machen und schlussendlich fester gründen. Ja, ich möchte meine ewige Hoffnung behalten. Und ja, ich möchte begründet glauben! Du ja vielleicht auch. 🙂
„Seid auch selbst barmherzig mit denen, die ins Zweifeln gekommen sind!“ (Judas 22, NEÜ)
Eine andere Bibelübersetzung formuliert es so: „Kümmert euch liebevoll um alle, die im Glauben unsicher geworden sind.“ (Judas 22, HFA)
Das gilt für unseren Umgang mit anderen, also mit Zweifelnden um uns herum, doch ebenso für dich und mich selbst:
Wenn wir im Glauben unsicher geworden sind (wodurch auch immer ausgelöst), kümmern wir uns liebevoll um uns selbst?
Liebevoll Zweifeln zu begegnen, kann bedeuten, den Zweifel ernst zu nehmen. Wenn wir jemanden lieben, dann nehmen wir ihn ernst. Ich habe begonnen, mich mit meinen, auch begründeten, Zweifeln auseinanderzusetzen. Ich habe recherchiert und bin auf ein gutes Buch gestoßen, das ich dir an dieser Stelle gern empfehlen würde. Es ist dünn und leicht verständlich zu lesen. Es beschäftigt sich mit der wissenschaftlichen Herangehensweise an den biblischen Gott und damit, wie sich dabei Wissenschaft und Bibel begegnen können. Mir hat es sehr geholfen, vielleicht ja auch dir: „Richard Dawkins, C. S. Lewis und die großen Fragen des Lebens“ von Alister McGrath.
Gleichzeitig möchte ich dir gern einen YouTube-Kanal empfehlen: Der Apologetik-Channel (https://www.youtube.com/channel/UCE899ZLT0E2U91L4CXoBDig). Simon Garrecht und sein Team argumentieren hier stark, gut fundiert und verständlich entgegen wissenschaftlichen Beweisen, die sich gegen die Bibel aussprechen wollen, und auch entgegen anderen Glaubensmeinungen. Sie verteidigen den christlichen Glauben mithilfe des Verstandes und nicht mit Emotionen. Ein „geistliches Futter“, welches meinen Glauben aufbaut und mir wirklich hilft. Vielleicht ja auch dir? Bei Instagram findest du Infos, Videos und Beiträge unter @derapologetikchannel.
Meinen Glauben der letzten Jahre habe ich deutlich mehr auf Emotionen als auf Verstand gegründet. Und das lief richtig gut. Nun bin ich für mich aber an diesem Punkt angekommen, an dem emotionale Erlebnisse mir, obwohl ich ein emotional veranlagter Mensch bin, nicht mehr ausreichen. Der Glaube bröckelt. Es ist jetzt an der Zeit für mich, tiefer zu graben. Und das ist okay so. Wahrscheinlich sogar richtig gut!
Und ich freue mich, wenn dich dieser Blogbeitrag in der Weise angesprochen hat, dass auch du in 2022 gnädiger mit dir selbst wirst, Zweifel nicht einfach wegschiebst, doch ihnen auch nicht einfach blind folgst, sondern sie ernst nimmst und zulässt, dich mit ihnen ausgewogen beschäftigst und am Ende damit bewirkst, dass sie deinen Glauben an Jesus Christus stärken werden.
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