Insbesondere in diesem Jahr gehe ich noch mal die Schritte Jesu vom Garten Gethsemane zum Tod am Kreuz von Golgatha nacheinander durch und reflektiere, lerne und meditiere darüber.
Die Stationen zum Kreuz galten für Pilger als Erinnerung, während sie die letzten Schritte in Jerusalem bis hoch zum Hügel, wo Jesus gekreuzigt wurde, nachvollzogen. Um diese Praktik mit Menschen zu teilen, die diese Reise nicht antreten konnten, erschuf man lokale Stationen der Meditation, die wiederum zu einer neuen Tradition wurde. Heute finden wir insbesondere vor den und während der Ostertage(n) in vielen Kirchen in unterschiedlichen Formen, analog und auch digital, einen Kreuzweg.
Die Reise zum Kreuz ist nicht allein eine Meditation darüber, was Jesus am Kreuz im Tod und in der Auferstehung vollbrachte, sondern auch eine Betrachtung von Jesu stiller Teilnahme an den schlimmsten Aspekten des Menschseins.
Jesus tropfte vor Angst der Schweiß wie Blut von seiner Stirn, als er im Garten Gethsemane sich innerlich in Stille, Einsamkeit und im Gebet auf die nächsten Schritte vorbereitete. Er geriet in Versuchung, diesen Weg vorzeitig zu beenden.
Judas, einer seiner 12 Jünger, verriet ihn mit einem Kuss. Doch Jesus nannte ihn dennoch seinen Freund. Und Petrus – aus Angst, selbst in Gefangenschaft zu geraten – verleugnete seinen Herrn dreimal. Jesus wurde verraten und verlassen.
Vor dem weltlichen Gericht der damaligen Zeit konnte Pilatus keine Schuld an ihm finden, und doch wurde Jesus vom eigenen Volk zum Tode verurteilt. Die Macht der Finsternis schien zu gewinnen.
Dann folgten körperlicher Schmerz, Hohn und Spott. Er wurde öffentlich erniedrigt und mit grausamen Foltermethoden bis auf die Knochen entstellt.
Eine Dornenkrone war ihm als letztes schreckliches Symbol für seine Herrschaft, die nicht von dieser Welt ist, geblieben.
Doch Jesus nahm sein Kreuz auf sich und machte sich auf den Weg nach Golgatha.
In dem Moment, als seine Kräfte ihn verließen und Jesus zu Boden fiel, wurde Simon von Kyrene – ein Mensch wie du und ich –, der zufällig zu dieser Zeit an diesem Ort war, dazu gezwungen, das Kreuz anstelle von Jesus weiterzutragen.
Auf Golgatha, die Schädelstätte, wurde Jesus schließlich entblößt und nackt ans Kreuz genagelt.
Kaum vorstellbar, was Jesus in ein paar wenigen Stunden alles ertragen musste. Nichts blieb ihm erspart. Jesus ging seinen Weg zum Kreuz bis zum Ende.
Jesus war jemand, der sich nicht von unserem Leid abgrenzte. Ganz im Gegenteil, er ertrug jede weltliche Form von Schmerz. Dort am Kreuz hängend sah Jesus immer noch die Menschen, die rechts und links an seiner Seite hingen und vor ihm in Trauer am Boden knien. Dem einen Verbrecher, der sich zu ihm wandte, vergab er dessen Schuld. Johannes und seine Mutter Maria, die Jesus treu bis zum Schluss zur Seite standen, forderte er auf, von nun an füreinander wie Familie da zu sein.
Jesus ertrug das Schlimmste und dachte dabei noch an uns Menschen?! Was für ein Leid, das er für uns auf sich nahm! Was für eine Liebe, die er für uns hat!
Viele von uns fühlen das Gewicht von Sorge und Angst auf ihrer eigenen Reise durch die gegenwärtige Welt. In dieser Zeit sind wir ermutigt, als christliche Gemeinschaft auf SEINEN WEG ZUM KREUZ zu schauen und dort in all dem Leid seine Liebe für uns und neue Hoffnung zu finden.
Wir glauben, dass einer, der inmitten von politischem Aufruhr lebte und dabei die Worte „Hab keine Angst“ und „Kommt alle her zu mir, die ihr müde seid und schwere Lasten tragt, ich will euch Ruhe schenken“ (Matthäus 11:28) aussprach, jemand ist, der unseren eigenen verzweifelten Standpunkt erleuchten kann.
Während du und ich anhand dieser Stationen zum Kreuz gehen, mögen wir erkennen, dass wir keine betrübten Gäste in dieser Welt sind, dass wir nicht im Stich gelassen wurden und dass die gute Nachricht in unserer, seiner Welt sich am besten in diesen Worten von Jesus ausdrücken lässt, als er sagte:
„Ich habe euch das alles gesagt, damit ihr in mir Frieden habt. Hier auf der Erde werdet ihr viel Schweres erleben. Aber habt Mut, denn ich habe die Welt überwunden.“ (Johannes 16:33)
Denn das hat er.
Jesus starb. Jesus wurde begraben. Und Jesus ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!
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