Es geht nicht nur um dich! Es geht nicht nur um uns!
Unser Leben als Single, als Paar, als Familie – egal, in welcher Lebenssituation du dich gerade befindest – wird nicht nur für uns allein gelebt.
Der christliche Bestseller des Pastors Rick Warren „Leben mit Vision: Wozu um alles in der Welt lebe ich?“ beginnt mit dem Satz: „Es geht nicht um dich!“
Das ist vielleicht nicht das, was wir in unserer Generation gern hören. Denn laut Statistiken von Google machen die Menschen weltweit durchschnittlich 93 Millionen Selfies jeden Tag. Es wird geschätzt, dass ein durchschnittlicher Millennial, im Zeitraum der frühen 1980er-Jahre bis zu den späten 1990er-Jahren geboren, bis zum Ende seines Lebens ungefähr 25.700 Selfies aufgenommen haben wird.
Viele Menschen unserer Zeit drehen sich intensiver denn je um sich selbst.
Das zeigt sich leider auch in der christlichen Welt. Insbesondere die letzten zwei Jahre haben mir gezeigt, wie offensichtlich verbindliche, regelmäßige geistliche Gemeinschaft mit anderen Menschen optional geworden ist. „Vielleicht“ ist eines unserer Lieblingswörter geworden. Ich komme vielleicht. Ich helfe vielleicht. Wenn es „mir“ passt, bin ich da. Vielleicht. Mal schauen, wie es mir dann geht. Ich überlege es mir spontan. Wenn nicht noch etwas anderes (Besseres) passiert, bin ich da. All diese Sätze implizieren eine Ego-zentrierte Einstellung zu sich selbst und der Welt, in der man selbst lebt.
Und ich frage mich dann immer wieder: Welche Welt bauen wir gerade? Nur für uns oder auch für die, die nach uns kommen werden? Für die nächste Generation? Was überlassen wir denen? Und das können wir auf ganz viele Bereiche übertragen. Auf Klima, Politik, Umgang mit Menschen, die anders sind als ich, und eben auch auf Glauben und Kirche.
Es geht NICHT NUR um dich. „Es geht NICHT um dich“, das ist vielleicht etwas hart. Ja, dein Leben wird AUCH für dich gelebt, aber eben NICHT NUR für dich.
Und wenn wir etwas von den Paaren, die uns als jungem Paar Mentoren waren, gelernt haben, dann, dass unser Leben wichtiger und größer ist, als dass es nur für uns selbst gelebt wird. Dein und mein Leben ist wichtig. Du darfst diese und deine Welt mitgestalten. Du baust und hinterlässt etwas für diejenigen, die nach dir kommen werden.
Wie ist das momentan bei dir? Baust du deine Welt überwiegend für dich? Oder gestaltest du diese Welt für uns alle mit?
Ich glaube, dass sich unsere Perspektive auf unsere Lebenswelt wesentlich verändert, wenn wir unseren Blick immer wieder von uns weg auf andere Menschen richten.
Der christliche Glaube kommuniziert im Kern einen ziemlich konträren Lebensstil zu der dominierenden Ego-Kultur unserer Zeit. Es gibt diesen interessanten Moment in den Evangelien, als die Jünger sich vor Jesus darüber streiten, wer nun der Größte von ihnen sei. Seltsam, oder?! Aber tun wir das nicht manchmal auch?! Und was antwortet Jesus darauf?
„Wenn jemand der Erste sein will, muss er den letzten Platz einnehmen und allen dienen.“
Markus 9:35
Echt, Jesus? Hast du nicht verstanden, dass wir eigentlich dir hinterherlaufen, damit etwas Gutes für uns dabei herausspringt? Ja, auch die Jünger Jesu folgten ihm vielleicht zuerst einmal zum eigenen Selbstzweck. Doch ihnen wurde vermutlich recht schnell klar, dass das die falsche Motivation und nicht der Grund für ihre Reise war.
Ich bin dankbar, dass mein Mann und ich als Singles und später dann wir als junges Ehepaar Menschen, Freunde, Mentoren in unserem Leben hatten, die uns gedient haben, die ihre Zeit, ihr Wissen, ihr Herz und auch manchmal ihr Geld in uns investierten. Und heute dürfen wir das für andere tun.
Ich bin dankbar, dass ich heute Teil einer Kirche sein darf, die es feiert, dass junge Menschen diesen Ort, diese Gemeinschaft ganz konkret mitgestalten dürfen. Das war übrigens nicht immer so. In der Kirche, in der ich als Teenager war, hatten die Jugendlichen und Studenten ihren eigenen, separaten Wirkungsraum. Hin und wieder, vielleicht zweimal im Jahr, durften sie im normalen Gottesdienst mitwirken.
Ich liebe es, wenn Kirche ein Ort für uns und andere wird, an dem wir alle unsere Zeit und unsere Gaben einbringen wollen und können, an dem jede und jeder das tut und gibt, was er oder sie kann und hat. Damit Kirche weiterhin ein Ort oder dort ist und bleibt, wo Menschen Gott begegnen und in echter Gemeinschaft aufblühen. Und zwar generationsübergreifend. Doch dafür müssen alle ran. Alle mitmachen. Dabei sein. Wenn die Einstellung von Jesus auch unsere ist. Wenn wir einander dienen wollen.
Es geht nicht nur um dich! Es geht nicht nur um uns! Dein Leben, mein Leben, unser Leben ist größer und wichtiger, als dass es nur dem Selbstzweck dient.
Josua, der Leiter, der nach Mose das Volk Israel endlich in das von Gott verheißene Land führen durfte, stellte das Volk Israel kurz vor seinem Tod vor eine wichtige Entscheidung: „Wem wollt ihr dienen? Euch selbst? Anderen Göttern? Oder dem Gott, der euch aus der Gefangenschaft führte?“ Die Entscheidung lag beim Volk. Sie durften frei wählen.
„Wenn ihr aber nicht bereit seid, dem Herrn zu dienen, dann entscheidet euch heute, wem ihr dienen wollt: den Göttern, denen eure Vorfahren jenseits des Euphrat dienten, oder den Göttern der Amoriter, in deren Land ihr heute lebt? Ich und meine Familie werden jedenfalls dem Herrn dienen.“
Josua 24:15
Ich hoffe und bete, dass Josuas Entscheidung auch immer wieder unsere Entscheidung als Paar sein wird. Dass wir als Familie, ich und mein Haus, dem Herrn dienen.
Denn unser Leben dreht sich nicht allein um uns selbst, sondern dient immer auch anderen.
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