Gemeinsam tiefer gehen. Füreinander einstehen. In enger Verbundenheit den Weg des Anderen kennen und z. B. im Gebet begleiten. Und das meist auf Augenhöhe, würde ich sagen. Das sind ein paar Eigenschaften einer Freundschaft, die meiner Meinung nach sehr erstrebenswert ist und die sich womöglich viele von uns wünschen. Zugleich behaupte ich, dass diese tiefen Freundschaften selten sind. Ich glaube, dass viele von uns diese Art Freundschaft gern in ihrem Leben hätten, sie jedoch schwierig zu erreichen ist. Doch woran liegt das?
Die Herausforderung hierbei ist, dass dafür beide Seiten die gleiche Tiefe für die Freundschaft erwarten und zumindest eine annähernd gleiche Verbindlichkeit sowie Priorisierung zeigen sollten, damit diese Art der Freundschaft nachhaltig bestehen kann. Wenn nur eine der beiden Seiten höhere Erwartungen hat oder eine höhere Verbindlichkeit aufweist, können auf dieser Seite Enttäuschungen entstehen, weil diese Art der Freundschaft auf der anderen Seite vielleicht nicht ganz so gewollt wird und ab und an scheinbar im Sande verläuft.
Wow, klingt das kompliziert! Ehrlich gesagt, ich selbst bin bei diesem Thema noch mitten auf dem Weg und auch noch auf der Suche danach, was ich denn nun wirklich von meinen Freundschaften erwarten darf und welche Erwartungen vielleicht überzogen, unrealistisch oder auch unfair sind.
Wenn wir mal in die Bibel schauen und nach dem Thema Freundschaft suchen, fällt den meisten von uns wahrscheinlich direkt die Freundschaft zwischen David und Jonatan ein (vgl. 1. Samuel 18 bis 23). Besonders hieran finde ich, dass die beiden nicht nur treue Freunde waren und einander in den heftigsten Situationen unterstützten, sondern vor allem auch Gott in ihre Freundschaft einbezogen:
„Denk an den Freundschaftsbund, den du mit mir vor dem HERRN geschlossen hast.“ (1. Sam. 20:8b HFA)
„Eines Tages, als David sich gerade in Horescha in der Wüste Sif aufhielt, kam Jonatan zu ihm. Er ermutigte David, nicht aufzugeben, sondern auf die Hilfe Gottes zu vertrauen. »Hab keine Angst«, redete er ihm zu, »mein Vater wird dich nicht finden! Eines Tages wirst du König über Israel sein, und ich bin dann dein Stellvertreter. Das weiß auch Saul, mein Vater.« Danach schworen sie einander erneut ewige Freundschaft und riefen den HERRN als Zeugen an.“ (1. Sam. 23:15b-18a HFA)
Das finde ich richtig stark und möchte ich für mich aus diesen Bibelstellen herausziehen! Gemeinsam als Freunde und im Rahmen der Freundschaft Gott einzubeziehen, das ist für mich ein weiterer Schritt in Bezug auf die Tiefe einer Freundschaft. Für David und Jonatan war Gott, der Herr, ein wichtiger Bestandteil der Freundschaft und sie lebten aktiv im Glauben an Gott, sodass sie sich darin und dadurch gegenseitig ermutigen konnten. Eine weitere Bibelstelle sprach mich sehr an, die ich hier einfach mal aus dem Kontext reiße:
„Wie schön war es damals, als uns noch tiefe Freundschaft verband! Einmütig gingen wir in Gottes Haus, gemeinsam mit den anderen Pilgern.“ (Psalm 55:15 HFA)
Dieser Bibelvers impliziert, dass es zu einer tiefen Freundschaft gehört, gemeinsam und übereinstimmend Gott zu begegnen. Ich bin der Überzeugung, dass das Einbeziehen Gottes als aktiven Teil in einer Freundschaft diese konkrete Freundschaft auf ein neues Level bringt! Gott in unseren Freundschaften dabei zu haben, kann noch mal mehr Tiefe und Verbundenheit hineinbringen und letztlich auch die Pflege der Freundschaft erleichtern. Wenn eine Freundschaft Gott als Fundament hat, dann ergeht es der Freundschaft noch mal besser – so zumindest meine Meinung, vielleicht ja auch deine?
Jedenfalls ist es genau das, wozu ich dich heute ermutigen möchte: Beziehe Gott in deine Freundschaften ein! Hier schließt sich jedoch der zu Beginn eröffnete Kreis, denn dieses Einbeziehen kannst nicht du allein entscheiden. Du kannst es vorschlagen und vorantreiben, langfristig jedoch muss es von beiden Seiten in einer Freundschaft getragen werden.
Ich habe das mal erlebt. Vielleicht besteht so etwas auch immer nur temporär, schließlich waren auch David und Jonatan nicht lang befreundet, bevor Jonatan im Kampf gegen die Philister fiel. Vor einigen Jahren hatte ich eine Freundschaft, die um eine Gebetspartnerschaft erweitert wurde; das war überragend und schweißte den Freund und mich enger zusammen. Durch äußere Umstände jedoch kamen wir leider an den Punkt, an dem diese regelmäßige Gebetspartnerschaft erst einmal endete oder eher im Sande verlief. Einige Anläufe habe ich noch genommen, aber es hat leider einfach nicht mehr geklappt, vor allem aus Gründen der zeitlichen Kapazität. Ganz habe ich noch nicht aufgegeben, vielleicht liegt es auch nur an der Lebensphase und wir nehmen den Faden irgendwann wieder auf. So oder so, genau das meinte ich weiter oben. Eine Seite allein kann das nicht entscheiden, das muss auf beiden Seiten gewollt werden.
Ich möchte dich ermutigen, dir zu überlegen, mit wem aus deinem Freundeskreis du dir vorstellen könntest, die Freundschaft zu vertiefen. Sei vorsichtig mit zu hohen Erwartungen und kommuniziere gut, damit beide Seiten wissen, woran sie sind. Solch eine tiefe und fokussierte Freundschaft benötigt Ausdauer, Geduld und auch zeitliche Kapazitäten. Zudem ist es wichtig zu wissen, was du selbst überhaupt leisten kannst und möchtest. Doch eines kann ich dir sagen: Es lohnt sich massiv!
Leave a reply