Kennst du dieses Gefühl, wenn du eine der vielen besonderen Geschichten in der Bibel liest, in denen Gott direkt zu Menschen spricht, sie mit etwas beauftragt und ihnen ihre Berufung mitgibt?
„Wow! Atemberaubend! Wann redet Gott endlich mit mir auf diese besondere Art und Weise? Dann wüsste ich endlich, was mein Auftrag ist, und könnte damit loslegen.“
Letzte Woche haben wir an dieser Stelle bereits von Jona gelesen. Ich denke dabei jedoch insbesondere an Abram (bzw. Abraham), nachzulesen ab 1. Mose 12, ebenso an den Propheten Samuel, nachts im Heiligtum (1. Samuel 3), oder auch an Mose und den brennenden Dornbusch (2. Mose 3+4). Außerdem denke ich da an Saulus im Neuen Testament (Apostelgeschichte 9). Diese Aufzählung könnte noch lange Zeit so weitergehen. Wenn wir an das Thema Berufung denken, dann fallen uns oft diese außergewöhnlichen Begebenheiten ein, von denen wir in der Bibel lesen können.
Ich möchte unseren Fokus heute nicht auf solche außergewöhnlichen und übernatürlichen Ereignisse richten, sondern eine andere Seite beleuchten. Wenn du solch einen außergewöhnlichen Ruf Gottes erhalten hast oder erhältst, dann ist das richtig cool und besonders – wie bereits erwähnt jedoch auch eher außergewöhnlich. Ich kenne nicht viele Christen, die durch äußerlich spektakuläre Begegnungen mit Gott ihre Berufung erhielten. Zugleich bedeutet das nicht, dass es für diejenigen ohne außergewöhnliche Begegnung keine Berufung gibt. Vielmehr bin ich der Überzeugung, dass uns die Bibel als Grundlage unseres Glaubens bereits die wichtigste Berufung auf unseren Lebensweg mitgibt.
Zuallererst sind wir als Kinder Gottes dazu berufen, mit unserem himmlischen Vater in Beziehung zu leben und einfach mit ihm zu sein. Darüber hinaus bedeutet das Thema Berufung für mich, dass ich mit dem Potpourri an Eigenschaften und Fähigkeiten meine Kapazitäten als Christ auf dieser Erde für Gott und meine Mitmenschen einsetze. Meiner Ansicht nach sind diese beiden Punkte der Kern und das Fundament jeder individuellen Berufung, die wir leben können.
Einige von uns spüren möglicherweise den Ruf, in die Mission zu gehen und irgendwo in dieser Welt im Rahmen solch eines Missionseinsatzes neu anzufangen. Andere spüren vielleicht den Ruf, Theologie zu studieren und in Vollzeit in den pastoralen Dienst zu gehen. Wiederum andere spüren eventuell gar keinen Ruf. Doch bedeutet das, dass sie keine Berufung haben? Ganz sicher nicht! Ich glaube, dass wir alle zu den im vorherigen Abschnitt genannten Punkten berufen sind. Die Umsetzung dieser Berufung jedoch wird dem einen konkreter und dem anderen weniger konkret vor Augen gemalt. Und genau das soll heute mein entscheidender Punkt sein.
Falls du im Vergleich zu den bekannten Geschichten der Bibel oder auch im Vergleich zu anderen Menschen in deinem Umfeld das Gefühl hast, keine spezifische und konkrete Berufung erhalten zu haben, dann möchte ich dir heute zusprechen, dass es dabei nicht um eine Berufung an sich, sondern vielmehr um die Ausgestaltung der Umsetzung dieser Berufung geht.
Ich möchte dich ermutigen, deine derzeitige Situation unter die Lupe zu nehmen. Wie sieht dein Leben aus? Welche Menschen befinden sich in deinem Umfeld? Wie und wo verbringst du deine Zeit? In der Schule, bei der Ausbildung, im Studium, im Arbeitsleben oder vielleicht ja auch in der Rente oder Pension: Wie sieht dein Umfeld aus? Jeder von uns hat ein Umfeld, das behaupte ich jetzt mal. Dort, wo du bist, darfst du Salz und Licht sein. Deine Berufung liegt vielleicht direkt vor deinen Füßen. Berufung bedeutet nicht immer gleich einen Umzug oder eine 180-Grad-Wende. Vielleicht bist du heute einfach dazu berufen, deine Nachbarn beim Umzug zu unterstützen. Vielleicht bist du heute einfach dazu berufen, eine Freundin oder einen Freund zu ermutigen und ihr/ihm positive Worte mitzugeben. Vielleicht bist du heute dazu berufen, für eine ältere oder schwächere Person den Einkauf zu tragen. Ich denke, es ist klar, worauf ich hinauswill.
Sicherlich gibt es Zeiten oder Momente, in denen wir Gott konkret bestürmen dürfen und sollen, wenn es um eine bestimmte Entscheidung geht. Dann gilt es manchmal auch, einfach zu warten und dabei zu hören. Doch auch dann greift die allgemeine Berufung, die wir als Christen haben: Mit Gott in Beziehung zu leben und ein Segen für unsere Nächsten zu sein.
Lehn dich also nicht zurück und weise alles von dir, weil Gott dir ja noch nicht persönlich erschienen ist oder weil er dir noch keine E-Mail mit deiner individuellen Berufung samt Leitfaden geschrieben hat. Diese allgemeine Berufung, die wir als Christen haben, wird durch den Missionsauftrag aus Matthäus 28 untermauert und konkretisiert. Meiner Ansicht nach ist dieser Missionsauftrag ein wichtiger Bestandteil einer jeden Berufung.
Also, wartest du noch auf dein persönliches Jahrhundertereignis oder lebst du bereits seinen Auftrag an dich?
„Da ging Jesus auf seine Jünger zu und sprach: »Ich habe von Gott alle Macht im Himmel und auf der Erde erhalten. Deshalb geht hinaus in die ganze Welt und ruft alle Menschen dazu auf, meine Jünger zu werden! Tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes! Lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch aufgetragen habe. Ihr dürft sicher sein: Ich bin immer bei euch, bis das Ende dieser Welt gekommen ist!«“ (Matthäus 28:18-20 HFA)
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