Ich bin kein Single mehr. Aber ich aber war mal single. Zwischen 21 und 27 war ich sechs Jahre lang single. Bald bin ich 12 Jahre verheiratet. Überwiegend glücklich verheiratet. Und doch gibt es manchmal Momente, in denen ich denke, dass es allein auch ganz schön war. Nun bin ich tendenziell introvertiert und ich liebe es auch, Zeit allein zu verbringen. Das passiert als Familie mit zwei kleinen Kindern für meinen Geschmack leider viel zu selten. Will ich deswegen wieder single werden? Nein.
Dennoch hoffe ich, dass ich zu diesem Thema ein paar Gedanken aufwerfen darf, die im Übrigen nicht nur an die Singles unter euch gerichtet sind.
Single sein ist für viele von euch nur ein Lebensabschnitt.
Viele, die das hier heute lesen, werden nicht ihr Leben lang single bleiben. Manche von euch werden heiraten und dann vielleicht auch aufgrund einer schwierigen Lebenssituation – Scheidung oder Tod – wieder single werden. Beide Phasen können für dich Lebensrealität sein oder noch werden.
Ob du nun gerade single oder in einer verbindlichen Partnerschaft bist, sieh deine Lebensphase als Geschenk an. Paulus bezeichnet im 1. Korinther 7 beide Zustände – verheiratet und unverheiratet – als Gabe.
Wenn du bereits verheiratet bist, dann lebe, feiere, genieße diese Zeit, die dir und deinem Ehepartner gegeben ist. Seid gemeinsam Vorbilder. Seid ein gesundes Beispiel darin, wie ihr miteinander umgeht, damit durch eure Ehe Gott geehrt und für andere sichtbar wird. Bist du single, dann gilt das gleiche genauso für dich. Lebe dein Leben vor Gott aufrichtig und glaubwürdig.
Abgesehen davon wird dein Umgang mit Zeit und Geld ein durchaus anderer sein, je nachdem, ob du zu zweit, als Familie oder allein unterwegs bist. Jede Phase hat besondere Möglichkeiten und individuelle Herausforderungen. Dazu hatte ich hier (https://stayonfire.de/2021/10/21/ein-offener-brief-von-einer-ehefrau-und-mutter-an-alle-singles/) auch schon mal mehr geschrieben.
Das Singledasein beinhaltet einen sexuell enthaltsamen Lebensstil.
Zu dieser ehelosen Lebensphase gehört für mich als Christin auch das zölibatäre, das sexuell enthaltsame Leben. Ich glaube, dass sexuelle Enthaltsamkeit ein ganz normaler und auch natürlicher Teil des Lebens ist, zu dem Gott jeden von uns beruft, wenn wir ihm nachfolgen wollen. Für manche gilt das für eine gewisse Zeit, für andere auch lebenslang. Oder wieder dann, wenn man verwitwet ist oder geschieden wird.
Welchen Kontext und Rahmen Gott sich für unsere Sexualität wünscht, ist eine Frage, zu der ich auch hier schon eine ausführliche Antwort geben durfte: https://stayonfire.de/2020/06/04/lets-talk-about-sex-teil-1/
Liebe Kirchen – feiert ihr eure Singles genauso sehr wie eure Ehen?
Liebe Kirchen, warum sind wir so besessen von Ehe? Weshalb wollen wir gefühlt zwanghaft, dass alle unsere Singles heiraten? Kann es sein, dass Ehe für uns Christen zu einem Götzen geworden ist? Ist die Ehe der Status quo, der für alle gelten sollte? Wenn das so ist, wieso?
Jesus war single. Paulus auch. Und vermutlich viele der ersten weiblichen und männlichen Apostel und Christen, die zur Zeit der Gründungsphase der christlichen Kirche gelebt haben. Single ein Leben lang zu sein, war damals nicht ungewöhnlich und sollte es heute auch nicht sein.
Und doch stellen wir Fragen an Singles wie: „Wie kommt es, dass du noch single bist? Hast du vielleicht zu hohe Ansprüche? Vielleicht musst du noch mehr an dir selbst arbeiten?“
Könnte es sein, dass die Ehe in unseren Kirchen einen ungesunden Stellenwert bekommen hat? Wir bejubeln und feiern ein Paar, das sich verlobt. Viele Paare nehmen heute einen Kredit auf, damit ihre Hochzeit der schönste Tag auf Erden wird. Und ja, die Eheschließung zu feiern und in die Ehen in unseren Kirchen zu investieren, sie zu stärken, das ist wertvoll und wichtig! Aber lange nicht alles, was zählt. Und eben auch nicht das wichtigste.
Es gibt auch die Ehe zwischen Himmel und Erde, zwischen Jesus und seiner Kirche! Sind wir darüber genauso begeistert? Feiern wir genauso leidenschaftlich, wenn wir als Kirche zusammenkommen? Die Ehe auf der Erde muss unter die großartige Ehe von Himmel und Erde, von Jesus und seiner Kirche gestellt werden. Dann findet sie ihren guten und gesunden Platz unter uns. Und dann finden auch Singles ihren guten Platz darin. Heute wie damals.
Ich habe kürzlich eine Ü40-Single-Frau in unserer Kirche gefragt, was Kirchen für die Singles tun könnten, damit sie dort ihren Platz besser finden würden. Sie erzählte mir, dass es ihr in der Vergangenheit schwergefallen ist, eine Kleingruppe zu finden, die nicht eine spezifische Zielgruppe hatte wie nur Paare, Familien, Studenten, Singles. Zielgruppen innerhalb der Kirche haben ihren Platz. Aber vielleicht wäre es tatsächlich für alle Beteiligten innerhalb der Kirche ein Segen, wenn sich die kleinen Gruppen der größeren lokalen Kirche auch mehr mischen würden. Wenn Ehepaare, Familien, Singles, Studenten, Rentner öfter und mehr zusammen an einen Tisch kämen und sich über ihr Leben mit Gott austauschen würden?! Wir versuchen das in unserer Kirche immer mehr.
Allein sein geht. Einsam nicht.
Ehelos zu sein und ein Leben lang zu bleiben, ist möglich. Dafür gibt es, wie bereits erwähnt, in der Bibel einige gute Vorbilder. Aber das Leben dauerhaft einsam zu erleben, ist ungesund und war niemals Gottes Idee für uns Menschen. Schauen wir doch auf die berühmten biblischen dauerhaften Singles. Die waren nie einsam. Sie reisten, dienten, wirkten, arbeiteten mit anderen zusammen. Sie gehörten einer größeren und weiteren Familie an. Sie wurden geachtet und geschätzt. Sie hatten einen wesentlichen Platz in der Gemeinschaft der Gläubigen. Sie wohnten oft nicht allein. Wenn sie reisten, dann kamen sie in Familienhäusern von Christen unter.
Viele Singles wollen heutzutage allein wohnen. Und das ist für bestimmte Lebensphasen sicherlich auch wichtig. Aber: Selbst wenn ich heute single wäre, wüsste ich nicht, ob ich bis zum Lebensende immer allein in einer Wohnung leben wollte. Das ist eher ein Trend unserer Zeit.
Wir als Ehepaar können uns durchaus vorstellen, dass, wenn unsere Kinder nicht mehr bei uns zu Hause wohnen, eine alleinstehende Person bei uns einziehen könnte. Zumindest haben wir schon mal darüber gesprochen.
Und zu guter Letzt: Ehe ist nur für diese Erde gestiftet. Singles wird es immer geben.
„Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Ihr irrt, weil ihr die Schriften nicht kennt noch die Kraft Gottes; denn in der Auferstehung heiraten sie nicht, noch werden sie verheiratet, sondern sie sind wie Engel im Himmel.“ (Matthäus 22:29-30)
Eine interessante Aussage von Jesus, oder? In der Ewigkeit wird keiner von uns mehr verheiratet sein. Also könnte man behaupten, dass wir dann alle Singles sein werden. Und wenn Sex laut dem Schöpfungsbericht in 1. Mose 2:24 in die exklusive, verbindliche Beziehung zwischen Mann und Frau gehört und es in der neuen Schöpfung von Himmel und Erde keine Ehen mehr geben wird, dann spielt dort Sex auch keine Rolle mehr.
Vielleicht denkst du jetzt: „Ach, wie schade!“ Oder aber auch: „Halleluja, endlich!“
In der neuen Schöpfung werden wir immer noch wir sein. Verkörpert. Geschlechtsspezifisch. Vielleicht auch sexuell. Aber wir werden unser verkörpertes, geschlechtsspezifisches, sexuelles Selbst als Menschen, die „ledig“ und „zölibatär“ sind, wunderbar, perfekt und großartig zum Ausdruck bringen. Das ist laut Jesus zumindest die Zukunft, die uns als Christen alle in der Ewigkeit erwartet.
Die irdische Ehe weist uns auf eine Realität hin, die größer ist als sie selbst, nämlich auf die endgültige Ehe zwischen Christus, dem Bräutigam, und der Kirche, seiner Braut. Von daher ist das christliche Eheleben von einzigartiger Bedeutung.
Single zu sein ist letztendlich gut, weil es uns einen Einblick in die erstaunliche Zukunft gibt, die uns alle erwartet. In Christus haben wir eine Ewigkeit in Beziehung zueinander vor uns liegen, auf die wir uns freuen können, auch wenn sie im Heute und Hier für uns noch unbegreiflich und unvorstellbar ist. Zusammengefasst:
Single zu sein, ist für viele oft nur ein Lebensabschnitt.
Mach du oder macht ihr als Ehepaar das Beste aus eurer aktuellen Lebensphase. Und dann weist im Umgang miteinander – in all den Beziehungen, die ihr habt – auf eure besondere Beziehung zu Jesus hin.
Wenn du Jesus nachfolgst, beinhaltet die unverheiratete Lebensphase einen zölibatären Lebensstil.
Sexuelle Enthaltsamkeit ist ein ganz normaler und auch natürlicher Teil des Lebens, zu dem Gott jeden von uns beruft, solange wir nicht den verbindlichen Bund der Ehe geschlossen haben. Liebe Kirchen, bitte feiert eure Singles genauso sehr wie eure Ehen.Denn jeder Mensch, ob verheiratet oder unverheiratet, ist ein wertvoller und wichtiger Teil dieser besonderen Gemeinschaft. Allein sein geht. Einsam nicht.Selbst wenn du dein Leben lang single sein solltest, bleib in Gemeinschaft. Finde deine erweiterte Familie. Und wenn du verheiratet bist und Kinder hast, dann überlege doch mal, ob du noch einen Single in deine Familie adoptieren kannst.
Ehe ist nur für diese Erde gestiftet. Singles wird es immer geben.
In der Ewigkeit sind wir zusammen, aber alle als Singles. Es wird anders, aber gut!
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