Lass mich dir eine Frage stellen: Bist du gern ein Gastgeber? Lädst du gern Leute ein und hast eine gute Zeit mit ihnen? Liebst du es, mit deinen Freunden gemeinsam zu essen? Nehmen wir mal an, es wäre so.
Dann stell dir vor, du veranstaltest eine große Party. Du freust dich unglaublich auf den Tag und bereitest alles vor. Es werden keine Kosten und Mühen gescheut, ein richtig leckeres Buffet aufzutischen. Tatsächlich kennst du sogar die Vorlieben der Gäste und hast dementsprechend eingekauft. Ein bisschen stolz fühlst du dich schon. Zu guter Letzt hast du dem Raum mit gemütlichem Licht die perfekte Atmosphäre verpasst. Dann ist es endlich so weit:
Der Timer klingelt. Du öffnest den Backofen. Das Essen ist fertig. Just in diesem Moment klingelt es an der Tür. Die ersten Gäste sind da. Du legst deine Kochhandschuhe beiseite und gehst zur Tür. Was für ein Timing! Du bist etwas aufgeregt. Wie wird es den Leuten schmecken? Wie wird ihnen die Party gefallen?
Kurz darauf trudeln weitere Gäste ein. Nach ein bisschen Smalltalk, dem ersten Getränk und einer herzlichen Begrüßung eröffnest du das Buffet. Mit Begeisterung schilderst du die einzelnen Gerichte und Beilagen, die du gezaubert hast (wenn du gerade denkst, dass du gar nicht kochen kannst – egal, folge mir dennoch in der Vorstellung). Du sprichst ein Gebet. Das Buffet ist eröffnet.
Doch keiner wagt den ersten Schritt. Alle bleiben in ihren Gesprächen, die langsam vom Smalltalk zu tieferen Themen übergehen. Die ersten Gäste setzen sich mit ihrem Getränk auf die Couch. 5 Minuten vergehen. Du wiederholst deine Einladung fürs Buffet.
10 Minuten vergehen. Noch immer ist kein einziger zum Buffet gegangen. Langsam bist du enttäuscht. Du gehst zum Buffet und hältst deine Hand über die Speisen. „Na toll, schon fast kalt“, murmelst du frustriert vor dich hin.
Du kannst es nicht lassen, du fängst an, Gespräche zu unterbrechen: „Was ist denn los, weshalb esst ihr nichts?“, fragst du perplex.
Nachdem du die meisten deiner Gäste abgeklappert hast und von jedem gefühlt die gleiche Antwort bekommen hast, bist du sprachlos. Du gehst erneut zum Buffet, um allein zu sein. Dein Blick streift enttäuscht über deine Leckereien, im Hintergrund laute und fröhliche Gespräche.
„Wir haben bereits gut zu Hause gegessen. Wir dachten uns, es wäre für dich doch ein viel zu großer Aufwand, all das vorzubereiten. Deshalb haben wir tatsächlich überhaupt keinen Hunger“, so oder so ähnlich hatten es dir die meisten deiner Freunde zurückgemeldet.
Was für „Freunde“, denkst du dir etwas verurteilend, während du noch immer am Buffet stehst. Du weißt nicht, was schlimmer für dich ist. Die Tatsache, dass niemand etwas isst, oder der Gedanke, dass sie sich scheinbar sogar noch gut dabei fühlen, nichts in Anspruch zu nehmen. Wahrscheinlich wollten sie niemandem zur Last fallen. Großartig. Du fühlst dich mies und überlegst, bereits Teile des Buffets abzubauen. Dabei wolltest du deinen Gästen doch etwas so Gutes tun!
Während du dich fragst, ob es wirklich solche schrägen Freunde gibt, möchte ich die Behauptung aufstellen, dass diese Szenerie metaphorisch bereits sehr oft in unseren unterschiedlichen Leben passiert ist. Dabei waren wir die schrägen Gäste und Gott der Gastgeber. Er tischte auf, und wir hatten zu Hause gegessen. Er hatte Wunder vorbereitet, wir hatten gearbeitet. Er wollte uns seine Möglichkeiten anbieten, wir hatten stattdessen vor unseren Unmöglichkeiten kapituliert. Er hat unsere Vorlieben beachtet, wir hatten unsere eigene Suppe gekocht. Er wollte uns etwas vom Buffet empfehlen, wir meinten es besser. Er wollte uns etwas Gutes tun, wir wollten ihn in Ruhe lassen.
Es ist unvorstellbar und dennoch wahr. In Jakobus 4:2 steht:
„Ihr erhaltet nichts, weil ihr nicht bittet.“
In Matthäus 7:8 heißt es:
„Denn jeder, der bittet, empfängt, und wer sucht, findet, und wer anklopft, dem wird geöffnet.“
Was wäre, wenn Gott wirklich so viel mehr für dein Leben vorbereitet hat, du es aber verpasst, weil das Gebet und das Bitten (der Gang zum Buffet) in deinem Leben einfach ausbleiben? Du hast dich daran gewöhnt, deine eigene Suppe zu kochen. Vielmehr noch: Du fühlst dich mittlerweile sogar gut dabei, komplett unabhängig zu sein. Du brauchst Gottes Buffet gar nicht. Du bist satt.
Es ist traurig. Und ich schreibe dir diese Zeilen nicht von oben herab. Ich schreibe sie uns. Zuerst mir und dann wahrscheinlich auch dir. Es macht einen großen Unterschied, ob wir „zu Hause essen“ oder zu Gottes Buffet gehen. Sicherlich bleiben wir Gottes Kinder – sowohl zu Hause als auch am Buffet Gottes –, doch Gott hat sich vorgestellt, dass wir aus seiner Fülle schöpfen. Hans Peter Royer hat einmal gesagt:
„Wenn du wenig von Gott erwartest, weißt du, was du bekommst? Wenig! Wenn du viel von Gott erwartest, weißt du, was du bekommst? Viel!“
Dieser Gedanke provoziert. Sicherlich lässt sich auch darüber streiten. Ja, Gott ist derjenige, der entscheidet, wie viel er uns gibt, nicht unsere Taten – das Gebet sollte nicht instrumentalisiert werden – entscheiden, und dennoch möchte ich diesen Satz einfach mal so stehen lassen. In der richtigen Gewichtung kann er dein Leben verändern. Wer bittet, dem wird gegeben. So ist es.
Zeig keine falsche Demut. Geh auf deine Knie. Nimm in Anspruch, was Gott für dich vorbereitet hat. Frage ihn nach einer Empfehlung. Was ist sein Wille für dein Leben? Lebe neu in einer Abhängigkeit von ihm. Erwarte. Sei hungrig. Gott ist ein guter Gastgeber. Er hat das Beste für dich.
So viel besser als deine eigene Suppe zu Hause.
„Glücklich zu preisen sind die, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten; denn sie werden satt werden.“ (Matthäus 5:6)
Geh zum Buffet. Es ist eröffnet.
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