Buchtipp: Du bist der geliebte Mensch - Henri Nouwen
BlogPost · Glaubensleben
In dieser Woche möchte ich dir das Buch „Du bist der geliebte Mensch“ ans Herz legen. Dieses ist der Ausdruck einer innigen Freundschaft zwischen dem Autor und Priester Henri Nouwen sowie dem Journalisten Fred Bratman. Auch wenn die erste deutschsprachige Auflage 1993 erschienen ist, möchte ich mich nachfolgend diesem Buch widmen, da ich denke, dass der Inhalt insbesondere in diesen Zeiten einmal wichtiger für uns geworden ist.
Im Vorwort zeigt Henri auf, wie sich die Freundschaft zwischen ihm und Fred aufbaut: Während Henri an der Yale Divinity School tätig ist, kommt Fred für ein Interview bei ihm vorbei. Schnell wird ersichtlich, dass Fred das, was er beruflich tut, nicht ausfüllt. Sein Traum ist es, eines Tages einen Roman zu verfassen. Die beiden kommen ins Gespräch und tatsächlich ergibt es sich, dass Fred seine journalistischen Tätigkeiten aufgibt, in die Divinity School zieht und beginnt, einen Roman zu schreiben, der jedoch niemals zustande kommt. Stattdessen vertieft sich die Freundschaft zwischen Henri Nouwen als Christ und Fred Bratman als Jude.
Das Buch ist das Ergebnis der Gespräche dieser Freundschaft, da Fred anbringt, Henri könne für ihn und seine Freunde verschriftlichen, was den Sinn des Lebens ausmache; er solle etwas über das geistliche Leben schreiben. Der Verlauf des Buchs setzt sich aus den Gedankengängen von Henri sowie einer bedingungslosen Ehrlichkeit zusammen, worauf es im Leben ankommt. Wie finden wir zur Ruhe und nehmen die Auszeit mit Gott in dieser doch von Hektik, Mobilität und Leistungszwang geprägten Welt an? Ich finde, dass dieses Thema einmal aktueller denn je ist.
Zu Beginn der weiteren Ausführungen stellt Henri die eigentliche Antwort auf diese Fragen in den Vordergrund: geliebt. Du, ich, ja wir; wir sind geliebt.
„Du bist ein geliebter Mensch. Das größte Geschenk, das dir meine Freundschaft geben kann, ist das Geschenk der Tatsache und Einsicht, daß du geliebt wirst. Ich kann dir dieses Geschenk nur dann machen, wenn ich es auch für mich selbst in Anspruch genommen habe. Geht es nicht bei aller Freundschaft zutiefst genau darum: daß man einander das Geschenk macht, geliebt zu sein?“ (Du bist der geliebte Mensch, H. Nouwen – Seite 26, 2. Auflage 2007)
Vielleicht mag dir diese Aussage nicht als geistliche Übermacht vorkommen. Mir hilft sie jedoch sehr, mir bewusst zu machen, dass die Antwort auf all die Hektik und Unwissenheit in meinem Leben diejenige ist, dass ich geliebt bin und selbst liebe bzw. mich akzeptiere. Nicht ein Misserfolg an sich zieht mich herunter, sondern das, was ich darauf aufbauend auf mich selbst projiziere. Wenn ich zu dem Schluss komme, dass ich ohnehin zu schlecht gewesen wäre oder aber nicht genüge. Genau dann vergesse ich, dass ich geliebt bin und nur dann meinen Nächsten lieben kann, wenn ich mir hierüber bewusst bin. Sobald ich anfange, mich selbst zu verachten, vergesse ich diesen essenziellen Grundsatz.
Ich möchte dir dieses Buch als Tipp mitgeben, weil auf diesem Grundsatz aufbauend in offenen Worten erläutert wird, wie Gott dich ansieht, was er für dich auf sich genommen hat und wie du innerlich heilen darfst. Diese Gedanken sind verpackt in einen Briefwechsel von Freund zu Freund, wodurch die Sprache nahbar ist und kein lehrbuchähnlicher Charakter entsteht. Nimm dich diesem Buch doch gern an und lasse es auf dich wirken – am Ende, so hoffe ich, wird dich das Nachwort noch weiter zum Nachdenken anregen. Vergiss also nie, dass du geliebt bist und dies weitergeben darfst.
Kleinfeld